MÄRCHEN UND ZUSATZMÄRCHEN

8. STATION, SCHÖNWERTH-MÄRCHENPFAD SINZING

Teufel und Besenbinder

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Es war einmal ein Förster, der hat seinen Wald nicht mehr überwachen können, es ist ihm allzu viel Holz gestohlen worden. Darüber hat er so geflucht, bis der Teufel kam und ihn fragte, was ihm fehle. „Kommst mir gerade recht“, antwortete der Förster „den Wald übergebe ich dir und alle Leute, die da stehlen.“ Der Teufel ging nun durch den Wald wie der Förster und erwischte sogleich und zunächst einen Besenbinder, der Birkenreiser schnitt. „Halt, du gehörst mir“, schrie der Teufel und packte den Besenbinder beim Schopf. Der aber fiel auf die Knie und bat, ihn nur dieses Mal laufen zu lassen, Weib und Kind zu Hause müssten sonst verhungern. Da sagte der Teufel: „Weißt du was, in drei Dingen musst du mit mir eine Wette eingehen; gewinnst du sie, sollst du frei von hier weggehen. Wenn du verlierst, gehörst du mir!”

“Zuerst musst du mit mir in die Wette laufen." - „Recht“, sagte der Besenbinder, „aber meinen Alten musst du auch mitlaufen lassen. Neben der Staude saß aber ein Hase. Der Teufel lief, der Besenbinder klopfte auf die Staude, und der Hase sprang heraus und lief dem Teufel voraus. Diese Wette war verloren.

"Jetzt," sagte der Teufel, „musst du mit mir auf einen Baum steigen: Wer zuerst oben ist, der gewinnt.“ - „Recht“, erwiderte der Besenbinder, aber meinen Jungen musst du auch mit steigen lassen.“ Da standen zwei dürre, himmelhohe Bäume. Im Busch aber saß ein Eichhörnchen. Der Teufel fing zu steigen an, der Besenbinder schüttelte den Busch, und das Eichhörnchen sprang zu höchst auf den dürren Baum, dem Teufel weit voraus. Und wieder hatte der Teufel verloren.

„Jetzt", sagte der Teufel zornig, „musst du diese Eisenkugel höher werfen als ich.“ Er nahm die Kugel und warf sie so hoch, dass sie über die Wolken hinauf fuhr, und als sie niederfiel, ein Loch in den Boden schlug. Der Teufel grub sie heraus und gab sie dem Besenbinder in die Hand, damit er sie werfe. Der aber konnte sie kaum in der Hand halten, so schwer war sie. „Um Gottes Willen‘, rief er voll Angst, „hilf, dass die Kugel über den Wolken hängen bleibt!“ - „Halt, schrie der Teufel voll Entsetzen, „das darfst du nicht sagen! Gib mir meine Kugel wieder, ich dürfte ohne sie nicht mehr in die Hölle”, und lief davon.

In: Sitten und Sagen, Bd. 2, S. 75 ff.

Fragen zu dem Märchen:
Holz war zu allen Zeiten ein wertvoller Rohstoff. Neben dem Nutzholz, Holzkohle oder Wildbret, was den Waldbesitzern  Geld einbrachte, versorgen sich auch die Armen damit: Brennholz zum Anzünden, Waldstreu für den Stall, Wurzeln, Rinde, Bast für kleine und große Körbe, Reisig für Besen, Pilze, Beeren, Kräuter, Harz, Honig...

Kunstobjekt: Teufel von Florian Zeitler, Teublitz
Der schlitzohrige, geprellte Teufel schaut von hoch oben im Baum auf "seinen Wald" herunter, in dem der Besenbinder Reisig gestohlen hat. In der Hand hält die Figur aus Eisenblech die Kugel, ohne die er nicht mehr in die Hölle hätte zurückkehren können. Der schlaue Besenbinder hat also die Wette mit ihm gewonnen.
Ein riesiger roter Besen im Baum verkörpert das Handwerk des armen Besenbinders, der die Teufel ins Gehege gekommen, ihm aber wieder entwischt ist.

In dieser Märchenstation werden die Gaben des Waldes gezeigt wie Bauholz, Brennholz, Streu, Schnitzholz, Butzelkühe (= Zapfen), Pilze, Bienenhonig. Man muss schon ein bisschen suchen, bis man alles gefunden hat.

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Bildergalerie

Florian Zeitler mit seinem Teufel.
Der Teufel von Florian Zeitler.

 

 

 

Die Gaben des Waldes

Die Besen des Besenbinders.
Die Gaben des Waldes. Ein Beispiel für Bauholz als Ertrag des Waldes.
Butzlkühe.
Albert Köglmeier beschnitzt mit der Kettensäge einen Baumstumpf.

Die Wette mit dem Teufel

Ein Kohlenbrenner bekam in einer Nachtwache beim Meiler Besuch vom Teufel. „Geh mit mir!“, sagte der, „wir wollen sehen, ob wir Arbeit bekommen.“ Der Mann ging mit, und bald kamen sie zu einem Wirtshaus. „Geh hinein“, sagte der Teufel, „und frage nach Arbeit für uns!“ Der Wirt sagte: „Ja, zum Dreschen könnte ich euch schon brauchen, aber dazu brauche halt sechs Mann, nicht nur zwei.“ „Wir zwei dreschen so viel wie sechs Mann“, erwiderte der Teufel. Und der Wirt behielt die beiden.

Sie arbeiteten fleißig und waren auch bald fertig. Doch der Wirt war nicht zufrieden, weil das gedroschene Korn nicht gesäubert war. „So bekommt ihr euren Lohn nicht!“ sagte er. Der Teufel fing gleich zu blasen an, und sogleich war das Getreide sauber. „Welchen Lohn bekommen wir denn?“ Der Wirt zögerte. „Gib uns Getreide, was wir tragen können!“ Der Wirt war einverstanden, doch als die beiden das ganze gedroschene Getreide wegtrugen, wurde er sehr zornig.

Der Knecht ließ den Stier aus dem Stall, und der rannte voll Wut hinter den beiden her.

Der verängstigte Kohlenbrenner wollte sogleich das Getreide wegwerfen und davonlaufen, doch der Teufel nahm den Stier beim Schwanz, schleuderte ihn über die Achsel, und so hatten sie bald des  Kohlenbrenners Hütte erreicht.

Der Teufel verabschiedete sich und sagte: „Morgen komme ich wieder und bringe ein Horn mit. Wer am stärksten blasen kann, der bekommt alles, so weit man sehen kann.“ Am anderen Tag brachte er wirklich ein Horn mit und pfiff so stark hinein, dass alle Bäume zitterten. Bevor der Kohlenbrenner blies, wickelte er einige Wurzeln um das Horn, damit er es beim Blasen nicht zersprenge. Der Teufel schrie auf: „Gib es her, ich darf ja ohne das Horn nicht mehr ihn die Hölle! Jetzt hole ich einen Stein, und wer am weitesten wirft, der bekommt alles.“ Wirklich kam er mit einem Stein und warf ihn so weit, dass man ihn nicht mehr sehen konnte. Der Kohlenbrenner sollte den Stein wieder holen, doch der sagte: „Wer einen Stein so weit werfen kann, kann ihn auch selber holen!“ So musste der dumme Teufel selber gehen. Dann nahm der Kohlenbrenner den Stein in die Hand und sagte: „Ich werfe ihn gerade mitten in die Sonne hinein.“ „Nein!“ schrie der Teufel, ohne den Stein darf ich nicht mehr in die Hölle, den kann ich dir nicht überlassen. Ich komme morgen wieder und wir wetten, wer die längsten Krallen hat. Dem Kohlenbrenner war das auch recht. Er sagte aber zu seinem Weib: „Wenn er wiederkommt, so sag, ich sei in die Schmiede gegangen und lasse mir meine Krallen schärfen.“

Als der Teufel am anderen Tag wiederkam, sah er sich wieder geprellt und sagte. „Ich mag nichts mehr wissen von ihm. Ich hab' es schon öfters gehört, mit keinem Kohlenbrenner kann man nicht wetten.“