MÄRCHEN UND ZUSATZTEXTE

2. STATION, SCHÖNWERTH-MÄRCHENPFAD SINZING

Zwerge

Wasserzwerge oder Wassermännlein sind geisterhafte Wesen, die gern mit den Menschen verkehren. Sie tragen spitze, glasartig glänzende Hütchen, an Feiertagen weiße, an Werktagen mausgraue Röckchen. Sie wohnen nur in klarem Wasser, und die Männer verlieben sich sogar manchmal in menschlichen Mädchen. Sie arbeiten mit edlen Perlen und machen daraus kunstfertiges gläsernes Geschirr. Im Wasser haben sie ihre Kristallpaläste mit vielen Gemächern und Gängen.

Einmal zog ein arges Donnerwetter auf, der Blitz schlug in das Wasser und zerschmetterte ihren Palast. Das Wasser aber gischte am Feuerstrahl hoch und damit wurde ein Teil der Zwerge, Männer, Weiber und Kinder hinaus geschleudert auf die Erde. Weil sie ihre Hütchen unten gelassen hatten, konnten sie nicht mehr hinab in die Flut, sondern mussten oben verbleiben. Das sind nun die Bergzwerge, die Bergmännlein. SSO II, S.181

Der Zwergenkönig

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Ein Burgfräulein ging mit ihrer Freundin am Wasser spazieren. Da tanzte vor ihren Augen ein spitzes graues Hütchen auf dem Wasser. Die Freundin sah aber nichts. Das Fräulein ging nun öfter ans Wasser, und immer näher tanzte das Hütchen heran und war zuletzt vor ihren Füssen. Nicht lange, und das Hütchen setzte sich ihr auf den Kopf.

Nun ging sie einmal allein herab aus dem Schloss ans Wasser, wieder setzte sich das Hütchen ihr auf den Kopf, und da sie nahe am Ufer stand, glitten ihr die Füße aus, und sie sank hinab in die Fluten. Da aber nahmen sie die Wasserzwerge auf und pflegten sie auf das Sorgsamste. Der König verliebte sich sogar in das schöne Mädchen und bot ihr seine Hand an. Als er mit seinem Antrag zurückgewiesen wurde, bat er sie, sie möge nur bei ihnen bleiben. Er wäre schon zufrieden, wenn er sie sehen könne.

Er ließ ihr einen großen Kristallpalast bauen und ging immer um denselben herum, nur um die begehrte Frau zu sehen. Jeder ihrer Wünsche wurde erfüllt. Doch begann sie bald Langeweile zu haben und sich wieder auf die Erde zurück zu sehnen. Auf ihr Verlangen brachten ihr die freundlichen Zwerge sogar das Hütchen, mit dem sie herabgefahren war. Sie setzte es schnell auf, und sogleich war sie auf dem Land, bedeckt mit dem schönsten Perlenschmuck, den ihr der Zwergenkönig zum Geschenk gemacht hatte.

Fragen zu dem Märchen:

Wozu brauchte und braucht man die Schätze der Berge wie Zinn, Kupfer, Quecksilber, Gold, Mangan, Kobalt, Kaolin….
Wie hätte der Hankerlkönig anders reagieren können?
Wie hätte das Burgfräulein anders reagieren können?

Kunstobjekt: Zwergenkönig und Kristallspitze von Engelbert Süß, Pfreimd
Der Zwergenkönig hat es nicht geschafft, die Zuneigung des schönen Burgfräuleins zu erringen, auch wenn er ihr sogar seine Krone geschenkt hätte.
Die Bronzefigur des "Hankerl" sitzt als König im Brokatmantel vor seinem Palast mit der leuchtenden Kristallspitze, begrüßt die Gäste und erzählt von seiner unerwiderten Liebe, liebenswürdig, bittend, anrührend.

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Bildergalerie

Der Zwergenpalast. Beginn der Arbeiten.
Der fertige Zwergenpalast.
Aufsetzen der Kristallspitze.
Die Kristallspitze von unten.
Steinmetz Hutzler schleift den Thron zurecht.
Der Zwergenkönig vor seinem Palast.
Die Zwerge bei ihrem König.
Dr. Eichenseer, Architekt Naumann und Norbert Hanke begutachten den Bau.

Ehepaar Eichenseer zufrieden unter dem Richtbaum.

Richtfestfeier "Palast des Zwergenkönigs"

Zimmerermeister Anton Ruhland aus Pfreimd und sein Spruch

 

Spruch des Zimmerermeisters Anton Ruhland anlässlich der Richtfestfeier beim "Palast des Zwergenkönigs" im Schönwerth-Märchenpfad beim Walderlebniszentrum Regensburg in Riegling/Sinzing am 28. Mai 2014

Mit Gunst und Verlaub
seid alle froh gegrüßt
ihr all dort unten,
die ihr euch habt hier eingefunden.

Der Richtspruch gilt dem ersten Bau,
auf den ich stolz nun herunterschau.

Ein Bergwerkstollen steht hier unten,
den Schönwerth-Märchen nachempfunden.

Mit dem Bau soll uns gelingen,
den Kindern und Eltern
die Schönwerth-Märchen
näher zu bringen.

Den Bauherrn, den Planern und Handwerkern
sei Dank angebracht,
die dieses schöne Werk erdacht.

Von Hagel, Blitz und Feuersbrunst
schütze es Gott mit seiner Gunst.

Drum will ich nun mein Glas erheben:
Die Schönwerth-Gesellschaft
soll dreimal leben!

Hoch! Hoch! Hoch!

Zusatztext

Im Palast des Zwergenkönigs

Einmal sahen Menschen einen Zwerg auf dem Wasser daherhupfen und tanzen und mit seinem Hütchen spielen, das er immer in die Höhe warf und wieder fing. Sie fragten ihn, wie es denn da unten bei ihm aussehe. Er sprang zu ihnen hin und sagte: „Was gebt ihr mir, wenn ich es euch sage?“ Gerne versprachen sie ihm ein paar Kreuzer, und er erzählte: „Wir Zwerge leben unter Wasser, Wasserzwerge, genauso wie ihr Menschen auf der Erde, mit denselben Zimmern und Gängen, nur etwas kleiner. Wenn uns die Menschen etwas zu essen bringen, helfen wir gerne bei der Arbeit. Bei der Jagd gehen wir sogar voraus und zeigen ihnen das Wild. Waldfrevler können wir nicht leiden.“