Der Mond im Brunnen

(Text in Originallänge, nur wenig an die heutige Sprache von Erika Eichenseer angepasst)

Man darf kein Wasser aus einem Brunnen schöpfen, in das gerade der Mond scheint, sonst schöpft man den Mond mit. Eine Bauernmagd wusste das nicht und holte zum Anmischen des Brotteigs Wasser aus dem Brunnen, in den gerade der Mond schien.

Als sie den Teig geknetet und die Laibe in den Ofen eingeschoben hat, da reißt plötzlich der Mühlbach ab, sein wildes Wasser dringt in den Backofen und schwemmt gerade jenen Laib hinaus, in den der Mond hineingebacken ist.

Wie nun der Laib einige Zeit auf dem Wasser daher-schwimmt, weicht der Teig auf und der Mond schaut heraus.

Sogleich entstand ein starker Nebel und hob den Mond wieder an den Himmel.

Neuenhammer SSO II, S. 63 f.