Die feindlichen Köhler

(Text in Originallänge, nur wenig an die heutige Sprache von Erika Eichenseer angepasst)

In einer wilden Talschlucht, nahe am Zottbach, schürten Hinz und Klaus das Holz zu Meilern, der eine drüben, der andere herüberhalb des reißenden Wassers. Hinz arbeitete wenig und fluchte viel. Er beendete einen Meiler nach dem andern und nahm daher viel Geld ein vom Hüttenherrn. Klaus dagegen arbeitete früh und spät und fluchte nie, blieb aber arm und hatte immer Unglück, denn es brannte ihm einen Meiler um den anderen ab.

So arbeiteten die zwei Köhler lange Zeit, und weil der Hinz mit Hohn und Spott herüber schaute und Klaus mit Neid und Groll hinüber, entstand bald eine böse Nachbarschaft zwischen ihnen.

Da merkt eines Tages die Tochter von Klaus, dass eine große schwarze Ameise quer über den Bach gelaufen kommt und den neuen Meiler ihres Vaters lustig wie ein Wiesel umkreist. Gleich darauf bricht dieser oben auf und wirft das Feuer himmelhoch heraus. Als es der unglückliche Klaus das Loch mit knapper Not wieder zugedeckt hat, kommt die Ameise wieder über den Bach und macht es genauso, und wieder bricht der Meiler los. Und noch ein drittes Mal kommt die Ameise, und zum dritten Mal geht der Meiler in Flammen auf.

„He! hallo! ho!“ schreit da der Klaus. „Ist es nur das?“ Schnell greift er nach einer Stange, läuft zu dem nahen Ameisenhaufen und bläut wütend auf ihn ein. Da schreit der Hinz ganz jämmerlich in seiner Hütte: „Halt ein! halt ein!“ Aber Klaus hört nicht auf und drischt nur noch ärger in den Ameisenhaufen. Der Hinz schreit aus Leibeskräften um Hilfe, da laufen die Nachbarn herbei und fragen, was ihm fehle? Und er sagt drauf: „Der da drüben, der prügelt mich!“ Sie aber lachen ihn nur aus und haben ihren Spott an ihm. Wie sie aber merken, dass er zu röcheln anfängt wie einer, der stirbt, dass er im Gesicht schwarz und braun wird, entsetzen sie sich und schauen, was wohl der Grund dafür sei.

Draußen am Bach aber hält Klaus ganz entkräftet inne, steht an seine Stange gelehnt und muss mit haarsträubender Verwunderung sehen, dass an seiner Stange rotes Blut herabläuft.

Des andern Tags waren die zwei Köhler verschwunden.

Den Hinz, sagten die Leute, hat der Böse geholt, weil sein Pakt mit ihm zu Ende gewesen sei; den Klaus aber hätte der Hüttenherr davongejagt. ( 

(Ohne Ortsangabe)