Station 5: Zwei Köpfe und kein Fuß

Holzfräulein sind gutartige Waldgeister, die in den Wäldern leben, spinnen und weben. Trotzdem sind sie großen Gefahren ausgesetzt, z.B. der Wilden Jagd, die sie hetzt und vernichten will. Nur wenn sie einen frisch geschlagenen Baumstamm finden, in den ein Runenkreuz geschlagen ist, sind sie in Sicherheit.

Im Böhmerwald waren zwei Kohlenbrenner. Wie es einmal recht kalt war, sind sie beide in einen Sack gekrochen, einer den Kopf oben, der andere unten heraus. So sind sie im Wald gelegen.

Währenddessen zieht die Wilde Jagd mit großem Getöse vorbei und hetzt ein kleines Holzfräulein vor sich her.  Es weiß um den Zauber und setzt sich auf einen mit dem Zeichen versehenen Baumstrunk.

Auf einmal sieht es den Sack mit den zwei Köpfen. Da sagt es zu sich: „Solche Leut habe ich noch nie gesehen mit zwei Köpfen und keinem Fuß! Ich kenne den Böhmerwald jetzt schon neunmal als Wiese und Feld und neunmal als Wald, aber so etwas kenne ich nicht. Das muss ich meiner Mutter sagen, die ist nochmal so alt wie ich!“ 

(Bärnau)

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Station 5/2: Ulerl, geh heim!

Holzfräulein, Hulzfraal, weise Frauen, leben in der Ehe mit einen Hulzharl, einem Holzherrn zusammen und bekommen auch Kinder. alle so klein wie sie auch. Sie helfen gern als Arme Seelen in ihren angestammten Häusern aus, aber man darf ihnen dafür nur geringen Lohn geben: einen Apfelbutzen, eine Fischgräte oder ein Kuchenbrösel. 

Ein Bauer ging wie gewöhnlich als Wilddieb auf den Ansitz. Einmal lief ein kleines Ding auf ihn zu, er fing es auf und nahm es mit heim. Weil es aber wild tat, nahm der Bauer einen Strick, setzte es auf den Ofenhals und band es wie ein Hündlein an. 

Nach zwei Tagen kam der Hulzharl, ihr Mann und rief ungeduldig: „Ulerl, geh heim, das Bulerl greint“! – Sie hatten ein Kind namens Bulerl, das vor Hunger weinte. Da sagte das Weiberl: „Ich kann nicht, bin angebunden.“ - „Warum bist du angebunden?“ – „Weil ich ihnen nicht alles sage, was sie wissen wollen.“ 

„Was wollen sie wissen?“ –

„Was der Misthaufen bedeutet (Reichtum), was das Haar in der Bürste aussagt (sinnliche Reize) und wozu man eine Hauswurz braucht (Heilung).“

Darauf erbarmte sich die Magd und ließ das Holzfräulein frei, das am Ende sagte: „Hinfort wird Glück und Segen auf dir und deinem Haus ruhen und es wird nimmer morsch werden. Und so war es auch.

(Fichtlberg)

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Station 5/3: Die drei Spindeln

Hulzfral, Holzfralerl, Holzweibl sind nur so groß wie drei Schuh, unbekleidet, doch weben sie sich Umhänge aus Baummoos oder Baumflechten. Hulzfraal, Holzfralerl oder Holzweiberl heißen sie und sie sind gern gesehen in den Häusern, weil sie arbeiten und helfen. Sogar Kinder können sie erziehen. Wenn man ihnen Gutes tut, sind sie dankbar, schenken übernatürliche Gegenstände wie hier drei Zauberspindeln.

Eine junge Bauernmagd war schwanger geworden und wurde von ihren Eltern aus dem Haus gejagt. In ihrer Not rannte sie in den Wald und setzte sich weinend auf einen Baumstumpf, in den drei Kreuze geschlagen waren.

Da kommt die Wilde Jagd johlend daher und hetzt das Holzfräulein fast zu Tode. Es sucht den Baumstumpf, der ihm Zuflucht geben konnte. Das unglückliche Mädchen, das darauf sitzt, springt auf und überlässt seinen Platz dem kleinen Wesen.

„Warum weinst du?“ Das Mädchen erzählt von seinem Unglück, und das Holzfräulein nimmt es mit in seine moosige Baumhütte, wo noch zwei jüngere Holzfräulein mit Spinnen beschäftigt sind. Dort findet es Ruhe und Arbeit in dem behaglichen grünen Raum, bis ihr Kind geboren ist.

Mit größter Fürsorge pflegen die drei Spinnerinnen das Kind, und als die Zeit reif ist, dass die junge Mutter wieder zu den Menschen gehen soll, schenken sie ihr drei Zauberspindeln, die ihr Glück bringen werden.

Der Abschied war schwer. Ihre Eltern waren von Gram verzehrt und nahmen ihr Kind mit Freuden wieder auf, der Sohn blieb bei den Holzfräulein und wurde zu einem anständigen Menschen erzogen, und schließlich heiratete sie einen guten Mann, mit dem sie glücklich leben konnte.

Die Zauberspindeln aber verwahrte sie gut ihr ganzes Leben lang. Sie hat sie nie gebraucht.

(Seitenthal)   

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