Die goldene Bramasche

Ein unvollendetes Märchen
aus der Sammlung von Franz Xaver von Schönwerth

vervollständigt von Schülern der Klasse 5 a
Konrad-Max-Kunz Realschule Schwandorf

Ein Projekt der Schönwerth-Gesellschaft e. V.
unter der Anleitung von
Erika Eichenseer

Das ist ein unvollständiges Märchen aus der Sammlung von Franz Xaver von Schönwerth, das Erika Eichenseer bei ihrem Besuch an der Konrad-Max-Kunz-Realschule in Schwandorf erzählte. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5 a und 5 b lauschten gespannt der schönen Geschichte und waren am Ende erstaunt, weil so viele Fragen in dem Märchen nicht gelöst worden sind. Deshalb bekamen sie den Auftrag von Frau Eichenseer, das Märchen zu Ende zu führen.

--> Hier ist das Ergebnis (PDF)

Es lohnt sich, die Schriften der Kinder zu entziffern, die Mühe zu erkennen, logisch weiter  zu denken, dazu auch ofe die schönen Bilder zu betrachten.

Ein herzlicher Dank geht an den schulleiter Helmut Kösztner, der das Schönwerth-Projekt immer sehr positiv unterstützt, und die Lehrerinnen Frau Schoierer für die 5 a und Frau Sandra Schmidt-Kuhlmann für die 5 b, die diesen Denkanstoß mit den Klassen voll Freude zu Ende geführt haben.

Originaltext "Die goldene Bramasche"

Zwei Geschwister, ein Knabe und ein Mädchen, hatten eine böse, böse Stiefmutter, welche sie durchaus nicht leiden mochte und sie auf alle Art quälte und marterte. Obgleich ihr Vater die armen Kinder bedauerte, so getraute er sich doch nicht, seinem bösen Weibe zu widersprechen, selbst als diese, da ihr die Kinder beständig ein Dorn im Auge waren, das Mädchen fortschickte, um die goldene Bramasche (goldenes Krönlein) zu gewinnen, weil sie wusste, dass es so schwierig sei, diesen kostbaren Schatz zu erringen, dass sie gleich wie so viele, welche um dieselbe zu gewinnen ausgegangen waren, nicht mehr zurückkehren werde.

Diese Bramasche befand sich, wie die Sage ging, in einem verwunschenen Schloss, und wer so glücklich war, sie zu gewinnen, konnte mit ihrem Besitz nicht nur die größte Macht und Reichtum und Ehre erlangen, sondern zugleich auch einen gewaltigen Zauber lösen, welcher auf dem Schloss und dessen Umgebung lastete. Das nach diesem Schatz ausgesandte Mädchen war nicht mehr zurückgekehrt, was der bösen Stiefmutter sehr erwünscht war. Nachdem bereits ein Jahr verflossen war, sandte sie auch den Knaben fort, die goldene Bramasche aufzusuchen.

Nachdem ihm sein Vater noch einiges Geld mitgegeben hatte, machte er sich auf den Weg. Bereits war er eine ziemliche Strecke weit gegangen, da begegnete ihm ein Rößlein, welches sogleich, als es ihn erblickte, stehen blieb, und ihn zu erwarten schien. Er ging auf dasselbe zu, und das Rößlein sprach ihn an und fragte ihn, wohin er gehe und was er beabsichtige. Als ihm der Knabe Auskunft gegeben, bat es ihm freundlich seine Dienste an und versprach ihm, bei seinem schweren Unternehmen Führer und Ratgeber sein zu wollen, wenn er ihm in allen Stücken genau folgen wolle. Der Knabe versprach dieses, stieg, wie ihm das Rößlein geheißen, auf seinen Rücken, und so ging es ziemlich rasch vorwärts, ohne dass das Rößlein für jemand außer dem Knaben sichtbar war.

Nach einer Weile verspürte der Knabe Hunger, und da sie eben an einem Wirtshaus vorbeikamen, erlaubte ihm das Rößlein einzukehren und sich für einen Kreuzer Brot einzukaufen und ein Glas Wasser dazu zu trinken, aber sonst sollte er ja nichts weiter zu sich nehmen, wenn er wolle, dass es noch länger sein Führer und Begleiter sein solle. Der Knabe versprach dieses. Allein nachdem er für einen Kreuzer Brot verzehrt hatte, erwachte in ihm die Lust nach einem zweiten. Er konnte seinen Gelüsten nicht widerstehen und kaufte sich auch ein zweites. Aber kaum hatte er noch den letzten Bissen verzehrt, so erinnerte er sich der ernsten Warnung des treuen Rößleins. Voll Angst und Besorgnis eilte er hinaus auf den Platz, wo er dasselbe verlassen, und siehe, es war nicht mehr da. Jammernd ließ er seine Blicke in der Gegend umherschweifen, da bemerkte er es in weiter Ferne auf einem Bergesrücken, wie es eben noch, gleichsam zum Abschied, einen wehmütigen Blick nach ihm zurücksandte. Bittend streckte er die Arme nach ihm aus und weinte und rang die Hände, und wirklich ließ sich das Rößlein nach einigem Zögern bewegen, nochmals zu ihm zurückzukehren.

Nachdem es ihn wegen seines unverzeihlichen Leichtsinns getadelt und ihn gewarnt, ihm in Zukunft nochmals ungehorsam zu sein, ließ es ihn wieder aufsitzen und trabte rasch vorwärts. Nach einem mehrtägigen Ritt kamen sie vor ein großes prächtiges Schloss, und das Rößlein erklärte, dass in diesem Schloss der gesuchte Schatz aufbewahrt werde. Zugleich gab es ihm die nötigen Anleitungen, wie er denselben erlangen könne. „Wenn du diese große Treppe hinansteigst, wirst du zu einer großen Flügeltür gelangen, welche du kühn öffnen darfst. Dieselbe führt unmittelbar in einen großen Saal, in welchem du viele Damen um eine lange Tafel sitzen siehst, die sich mit Kartenspiel unterhalten. Dieselben werden dich zum Spiele einladen und dich gar sehr dazu andrängen, aber hüte dich, dich von ihnen dazu verführen zu lassen. Abseits in einer Ecke des Saales auf einem kleinen Tischchen wirst du den Schatz blinken sehen in Gestalt eines goldenen Krönleins. Nimm ja die Gelegenheit genau wahr, dich in seinen Besitz zu setzen und eile damit, so schnell du vermagst, zu mir herab, dann wird dir der liebe Gott noch weiter helfen. Der Knabe tat wie ihm geheißen.

Bei seinem Eintritt in den Saal wollten die Damen ihn durchaus zum Kartenspiel bewegen, allein er weigerte sich standhaft zu spielen und hatte insgeheim ein sorgfältiges Augenmerk auf den Schatz, welchen er auf dem bezeichneten Tischchen auf einem schwarzen Samtkissen entgegenblitzen sah. Da die Damen sahen, dass sie ihn durchaus nicht verleiten konnten, mit ihnen zu spielen, so ließen sie von Zeit zu Zeit ein Blatt fallen, damit er gezwungen sei, dasselbe aufzuheben.

Als er sich nun wieder einmal nach einem Blatt bückte, bemerkte er mit Schrecken, dass die Damen sämtlich Tierfüße hatten. Er hielt sich jetzt eben in der Nähe des bezeichneten Tischchens auf, und als jetzt einer Dame eben ein Kartenblatt nach der Richtung desselben hin entfallen war, bewegte er sich, als wenn er das Blatt hätte aufheben wollen, schnell nach dem Platz hinüber, erhaschte den Schatz und war mit einem Sprung durch die Türe verschwunden, welche er ohnehin nur leise angelehnt hatte. Er flog die Treppe hinab, schwang sich auf sein getreues Rößlein, und fort ging's im sausenden Galopp. Noch lange hörte er hinter sich im Schloss ein schreckliches Heulen und Winseln und Jammern und Poltern, als ob alle Türen mit Macht auf und zu geworfen würden, und das Rößlein flog mit ihm so schnell dahin wie ein Vogel in der Luft, bis endlich das Lärmen gänzlich verstummt war. Der Knabe hatte seinen Schatz behutsam in sein Sacktuch eingewickelt, wie ihm das Rößlein geheißen, und so trabten sie etwas langsamer vorwärts, bis sie endlich an ein großes Bauerngehöfte kamen. Dort hielt das Rößlein still und ließ den Knaben absteigen. Dann hieß es ihn zu dem Besitzer dieses Gehöftes zu gehen, welcher ihm vollkommen Aufschluss darüber geben werde, wie er mit dem Schatz zu verfahren habe...

Vohenstrauß. (Nachlass 202 129)

Hier endet das Märchen, das uns Schönwerth überliefert hat. Leider konnte ich trotz intensiver Suche keine Weiterführung aufspüren. Es wäre daher sehr schön, wenn sich irgendjemand, ob Kinder, Erwachsene, Musiker oder Theaterleute daran wagen würden, dieses schöne Märchen zu vervollständigen. (Erika Eichenseer)

 

 

 

Konrad-Max-Kunz Realschule Schwandorf

  • ... und sie kamen zu einem Bauernhof

Der Junge trat ein und traf, wie es das Rösslein gesagt hatte, einen Bauern. Er bat ihn herein und schon saßen sie am Küchentisch. Beinahe vergaß der Bub wieso er hier war und so fragte er: „Wissen Sie denn etwas über die goldene Bramasche?“ Der Bauer wirkte wie erstarrt, dann fragte er: „Wieso Junge, willst du das wissen?“ „Weil sie sich gerade dort drinnen befindet!“, sagte der Bub und deutete auf seinen Beutel. Nun war er nicht mehr ansprechbar. Plötzlich streckte er die Hand aus: „ Ich bin Ludwig! Nun, wie es mir scheint musst du noch so einiges erfahren!“ Der Junge schüttelte Ludwigs Hand. Ehe er über die Reaktionen des Mannes nachdenken konnte, begann der Bauer zu erzählen: „Weißt du, es wird dich überraschen, aber ich war einmal König hier. die goldene Bramasche war meine Krone. Sie macht den, der sie besitzt, reich und machtvoll für seinen Lebtag. Ich jedoch nutzte es nicht böse und sorgte dafür, dass arm und reich gleichberechtigt waren und ein glückliches Leben miteinander führten. Bis eines Tages mein Sohn mich vom Thron stürzte und mich in einen einfachen Bauern verzauberte. Er nutzte die Bramasche keineswegs wie ich und war im Nu an der Macht, brachte nun Unheil übers Land. Bis heute lag die goldene Bramasche auf einem Tisch im Schloss, bewacht von jenen verzauberten Menschen, die versucht hatten sie zu stehlen. Wer heute in das Schloss kommt und versucht sie zu stehlen, wird von den spielenden Damen aufgehalten. Aber keiner wusste, wenn man mit den Damen spielt, man als gefangenes Tier, Tag für Tag damit verbringt, Karten zu spielen. Nur Wenigen ist es gelungen zu fliehen und wenn, dann schon als Tier.“ Der Junge zählte eins und eins zusammen, stürzte zur Tür hinaus und fiel dem Rösslein um den Hals. Plötzlich verwandelte es sich in seine Schwester. „Das erklärt also wieso du über alles Bescheid wusstest!“, lachte der Bub. Der Bauer hinter ihnen sagte: „Liebe, stärker als Magie.“ Das Mädel holte aus dem Beutel die Bramasche und setzte sie dem Bauern auf. Plötzlich krachte und zischte es und das Schloss im Hintergrund verwandelte sich in einen Palast, aus dem nun verschiedene Leute stürmten. Hinaus, nach Hause. Als sich die Geschwister umdrehten, stand ein Mann in edlen Kleidern vor ihnen. Er fragte: „wollt ihr mir ins Schloss folgen?“ Die Kinder nickten und stiegen in eine Kutsche, denn statt des Hauses stand da jetzt eine Kutsche! Als sie in das Schloss einkehrten stand dort ihre Mutter, ihre echte Mutter! Auch sie war Opfer des Fluches der goldenen Bramasche. Sie fielen sich in die Arme. Die Mutter heiratete den König und sie wurden eine glückliche Familie. Arm und Reich lebten wieder glücklich miteinander und das ganze Land war glücklich für immer.