MÄRCHEN UND ZUSATZTEXTE4. STATION, SCHÖNWERTH-MÄRCHENPFAD SINZING HolzfräuleinIm Wald gibt es das Baummoos, das oft acht Schuh lang wird (etwa 2,50 m) und dann wie ein Seil von einem Baum zum anderen hängt. Dieses Moos wird von den Holzfräulein gesponnen. Diese Holzweiblein sind ganz kleine Wesen, die selbst auf dem Ofen Platz haben. Die Leute halten sie für verwunschene Arme Seelen, die von Holzhetzern verfolgt werden. Sie leben paarweise in der Ehe zusammen und haben auch Kinder. Ulerl geh hoam Märchen zur Holzfräulein-Sage Der Bauer Deuzer aus Fleckl bei Warmensteinach ging wie gewöhnlich als Wilddieb auf den Anstand. Einmal lief ein kleines Ding auf ihn zu. Er fing es und nahm es mit heim. Da hatte alles eine Freude an dem kleinwinzigen Weiblein. Weil es aber so wild tat, nahm der Bauer einen Strick, setzte es auf den Ofenhals und band es wie ein Hündlein an. Zwei Tage aß und trank es nicht, am dritten aber fing es an, hungrig zu werden und ein klein wenig zu essen. Da kam ihr Mann und schrie: "Ulerl, geh heim, das Bulerl greint (das Kindlein weint) ." Das Weiblein schwieg und weinte still. Tags darauf kam der Mann wieder und sagte: "Geh heim, das Bulerl greint!" Da sagte das Weiblein: "Ich kann ja nicht, bin angebunden.” Der Bauer saß mit seinen Leuten beim Essen am Tisch und sagte zum Holzmann: "Wir hätten sie schon losgelassen, aber sie sagt uns nichts auf alles, was wir fragen". "So sag ihnen alles", was sie fragen, nur drei Dinge nicht,” erwiderte das Männlein. "Grad die wollen wir wissen" sagte der Bauer. Da schnitt das Männlein ein finsteres Gesicht und sagte: "Wie willst du um Dinge fragen, von denen du nichts weißt - zum Ersten: Wann der Bauer den Misthaufen angreifen soll, zum andern, was die Haare in der Bürste bedeuten, und zuletzt: Wozu die Hauswurz gut ist." Da lachte der Bauer und sagte: "Du kleiner Zwargl, behalte deine Weisheit, wenn du nichts besseres weißt, geh her und iß mit uns." Das Männlein bäumte sich und sagte: "Wärest du nicht so dumm, so würdest du fragen, wie aus dem Misthaufen Gold, aus dem Haar der Bürste Silber und Gesundheit von der Hauswurz kommt." Er sprach's und lief davon und schrie zurück: "Ulerl, geh heim, das Bulerl greint!" Die Magd erbarmte sich des weinenden Weibleins und sagte zum Bauer: "Lass sie los, um ihres Kindleins willen!" Der Bauer stützte seinen Kopf auf die Fäuste und sagte nichts. "Rede noch mal, Langhals!" flehte das Weiblein zur Magd. "Na, so nimm halt den Strick ab" sagte der Bauer zur Magd. Sie tat es, da trat das Weiblein vor den Tisch und sagte: "Vergelt's Gott für alles, was du mir Böses mit gutem Willen getan hast, von nun an wird Glück und Segen auf dir und deinem Hause ruhen und es wird nimmer morsch werden." Das Haus des Bauers steht auch schon in der sechsten Generation, ein hölzernes schlechtes (schlichtes) Haus so gut und fest wie alle steinernen daneben.
Fragen zu dem Märchen: Die Fragen an das Ulerl beinhalten Wesentliches: Kunstobjekt: Holzfräulein von Alois Achatz, Regenstauf Bildergalerie 
Holzfräulein und Wilde Jagd.
Holzfräulein sind nur mit Baum-Moos bekleidet.
ZUSATZTEXTDas gefangene Holzfräulein
Aus der Lodermühle sind sie einmal ins Holz gefahren. Auf einem Stock saß ein Holzfräulein und spann sich ein Tuch aus dem Moos, das an den Bäumen wächst; der Knecht fragte sie, was sie da tue. »O,« sagte sie, »ich muß mir ein Kleidel spinnen, weil das meinige zerreißt.« Er nahm sie, setzte sie auf den Wagen hinauf und nahm sie mit nach Hause. Auf dem Nachhauseweg sagte sie zu ihm, die Holzfräulein können sich in dieser Gegend nicht mehr aufhalten, denn die Holzhauer machen keine Kreuze mehr auf den Stock, während der Baum fällt. * Zu Hause setzte sie sich auf den Ofen und öfter hörten sie Seufzer von ihr. So fragten sie einmal, warum sie immer so seufze. »Ach Gott,« sagte sie, »warum soll ich nicht seufzen, wir können ja nicht mehr leben, die jungen Frauen zählen ja alle Knödeln im Topf und so haben wir nichts zu essen. ** Nachts kam einmal ihr Männl und weinte tief unter dem Fensterladen und schrie hinein: »O geh doch nach Hause, dein Kind schreit sich zu Tode! Koch ihm einen Brei!“ „Ich kann nicht aus“, sagte das Weibl. Die Hausleute hörten es, den anderen Tag stellten sie eine Schüssel voll Mehl hin und ein Töpfchen Milch. Das Männl kam wieder und jammerte und weinte. Das Holzweibl sagte, er solle nur warten, sie koche gleich einen Brei. Sie machte Feuer, kochte einen Brei und gab ihn dem Männl hinaus. Als die Hausleute aufstanden, stand statt der Schüssel voll Mehl eine Schüssel voll schönstem grünem Moos dort. Sie nahmen das Moos und hoben es gut auf. Als sie genau schauten, fanden sie lauter Goldstücke. Das Holzfräulein lebte viele Jahre bei ihnen. Einmal fuhren sie wieder ins Holz, da bat sie recht höflich, sie möchtens doch einmal mitfahren lassen. Durch das viele Bitten nahmen sie es mit. Und als sie in den Wald hineinkamen, stand das Männl mit dem Kind schon da und erwartete sie. »So,« sagte das Holzweib, »ihr werdet ewig keine Not haben« und sie verschwanden alle drei. * Die guten Holzfräulein werden von der Wilden Jagd verfolgt. Sie können sich nur retten, wenn sie einen Baumstock finden, in den ein Runenkreuz eingeschlagen ist. ** Das ist eine alte Sage, die lange überlebt hat. |