Wer ist Erika Eichenseer?

Geboren am 5.6.1934 in München, aufgewachsen in Niederding bei Erding

Als zweite Tochter des Landschullehrers Franz Jahn und seiner Ehefrau Franziska war ich in Niederding wohl eingebettet in einem fürsorglichen Elternhaus und einer damals noch funktionierenden Dorfgemeinschaft. Meine Mutter erzählte mir jeden Abend neue Geschichten: neben den bekannten Grimm-Märchen überraschte sie mich immer wieder mit lustigen, neuen Geschichten, die sie, wie sich herausstellte, im Moment des Erzählens selbst erfunden hatte.

Meine Lesefreude führte mich zu allen möglichen Editionen, und am allerschönsten waren immer die langen Märchen, die mich, oft auf dem Apfelbaum sitzend, in völlig andere Realitäten eintauchen ließen.

Mein Lebensweg führte mich geradewegs zum Abitur in Erding, in die Lehrerbildungsanstalt in Freising, zur praktischen Lehrtätigkeit, dann zur Weiterbildung für die neuen  Realschulen für Deutsch und Englisch.

Die Heirat mit dem Realschullehrer für Musik und Deutsch, Adolf Eichenseer, die Gründung unserer Familie mit zwei Töchtern, die Promotion meines Mannes und schließlich seine Lebensentscheidung, als erster Bezirksheimatpfleger in seine Heimat Oberpfalz zu gehen, brachten Freude und Farbe in unser Leben, verbunden mit unendlich viel Arbeit.

In der Realschule und bei den Instrumentenbaukursen in Pleystein und Waldmünchen sowie auf der Burg Wolfsegg erarbeitete ich mit Kindern bodenständige Theaterstücke, basierend auf regionale Erzählstoffe.

So kam ich zu Schönwerth. Der Zufall spielte mir ein paar Märchen aus der Schönwerth-Sammlung in die Hand, ich dramatisierte die Prosageschichten mit den Kindern zusammen und spielte sie – ohne Drehbuch und mit den Kindern an allen wichtigen Positionen des Theaters, zum größten Vergnügen der Zuschauer.

Dann waren diese wenigen Märchen zu Ende und meine Frage groß: Wo sind mehr dieser wundervollen Geschichten?

1979 entschloss ich mich, auch zur Heimatpflege überzuwechseln, nachdem ich jahrelang schon meinem Mann bei seiner Arbeit maßgeblich geholfen hatte.

Mein Arbeitsfeld innerhalb der heimatpflegerischen Tätigkeit war literarisch: ich baute eine Autorengruppe mit Mundartdichtern auf, betreute sie 15 Jahre lang intensiv mit Wochenendseminaren, kritischen Aussprachen und öffentlichen Auftritten, dazu kamen Anthologien, die den künstlerischen Stand der Autoren jeweils dokumentierten.

Das Laienspiel war auch meiner Betreuung anvertraut: Ca. 400 Spielgruppen in der ganzen Oberpfalz wollten besucht, beraten, kritisiert und gelobt werden. Mein unverzichtbarer Begleiter war bei diesen Kursen Johannes Reitmeier, der mit seinen professionellen praktischen Ratschlägen einen riesigen Ruck an Qualität und Anspruch ausgelöst hat. Das Ergebnis ließ sich sehen: viele Freilichtspiele entstanden in den verlassenen Burghöfen, und in den Winterspielen konnten die Zuschauer auch moderne, kritische Stücke genießen, die nicht aus der Ecke der klassischen Bauerntheater kamen.

Hier begann auch eine höchst erfolgreiche Wanderung, die mich immer tiefer in die Materie der Schönwerth’schen Märchen hineinführte, die von mir verlangte, dass ich den Pfad der einfachen Lehrerin verließ und hochschnellte auf die internationale Bühne. Eine große Erfahrung war das, als die Namen Schönwerth und Eichenseer im „Guardian“, in der „New York Times“, in Magazinen, in Rundfunk- und Fernsehreportagen auftauchten und die Welt aufhorchte, hungrig nach frischen, unbekannten Geschichten.

Ich spezialisierte mich auf diesen Schatz, hielt Vorträge, erzählte frei in Schulen, bei Lehrern, Senioren, zusammen bauten mein Mann und ich eine Schönwerth-Gesellschaft auf, errichteten einen Märchenpfad im Sinzinger Wald, daneben liefen Publikationen wie „Prinz Roßzwifl“ (2010), der ersten Auswahl aus den handschriftlich überlieferten Märchen. Wir arbeiteten beide nach dem Sprichwort in der Schönwerth-Sammlung: „Was ma gern tout, kummt oin niat hart o!“ (Was man gern tut, fällt einem nicht schwer).

Link to: http://www.schoenwerth.de/aktivitaeten-projekte/service/eichenseer-erika/