Gedenktag zum 125. Todestag

Einladung zum Gedenktag in München für den großen Oberpfälzer Volkskundler

Franz Xaver von Schönwerth
* 16. Juli 1810 in Amberg,
+ 24. Mai 1886 in München

am Freitag, dem 20. Mai 2011

Anlässlich des 125. Todesjahres von Franz Xaver von Schönwerth führt die Schönwerth-Gesellschaft nachstehende Veranstaltungen durch, zu denen wir Sie, insbesondere alle Oberpfälzer und Oberpfalzfreunde in München, ganz herzlich einladen möchten. Über Ihren Besuch würden wir uns sehr freuen, bekunden Sie doch damit Ihre enge Verbundenheit zur Heimat Oberpfalz.

Dr. Wolfgang Kunert (Präsident)   
Dr. Adolf J. Eichenseer (Vizepräsident)  

 

 [Download Einladungskarte]

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Tagesprogramm

  • 16.00 Uhr Kranzniederlegung

am Grab von F. X. von Schönwerth im Alten Nördlichen Friedhof, Haupteingang, Arcisstr. 45 mit dem Spitzweg-Quartett (ehem. Regensburger Domspatzen) und dem Regensburger Bläserquartett

  • 17.00 Uhr Gedenkgottesdienst

für F. X. von Schönwerth in der Pfarrkirche St. Joseph, Josephsplatz mit den Sängern und Bläsern wie oben

  • 19.00 Uhr Geselliger Oberpfälzer Abend

„Jessas, is‘s im Wirtshaus schee“ im Augustinerkeller, Arnulfstr. 52. Schönwerth-Schmankerl für Geist und Gaumen mit der Kapelle „d’Zweeschbaman“, den „3 Plattertn“, Erika und Dr. Adolf Eichenseer (Eintritt frei)

 

 

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Kranzniederlegung

am Alten Nördlichen Friedhof in München

1.) Ansprache Dr. Wolfgang Kunert
      Präsident der Schönwerth-Gesellschaft

Verehrte Familie Schönwerth,
liebe Schönwerth-Gemeinde,

heute haben sich zahlreiche Verehrer Franz Xaver von Schönwerths, Freunde der Oberpfalz am Grab des großen Landsmanns und seiner Frau Maria hier im Alten Nördlichen Friedhof in München versammelt. In Dankbarkeit und Zuneigung gedenken wir des Oberpfälzer Volkskundlers, Sagen- und Märchenforschers, der – fast auf den Tag genau – vor 125 Jahren in München verstorben ist.

Hier in München ist Schönwerth zur bedeutenden Persönlichkeit gereift, hier stand er in hohem Ansehen bei Hofe, bekleidete herausragende Funktionen in der Verwaltung des Königreichs und widmete sich übrigens auch an führender Position der oberbayerischen Historie. Gewiß wäre es reizvoll, in diesem Zusammenhang  Bezüge - Parallelen wie Unterschiede - zu den anderen bedeutenden Oberpfälzern, wie Schmeller und Waldschmidt, aufzuzeigen. Das bleibt eigenen Veranstaltungen vorbehalten.

Trotz seines Lebensmittelpunkts im damals recht fernen München vergaß Schönwerth seine Heimat nicht – wie ja auch die meisten Oberpfälzer bis auf den heutigen Tag heimatverbunden bleiben, auch wenn sie aus beruflichen oder anderen Gründen woanders Wurzeln geschlagen haben. Die Münchner Oberpfälzer mit ihren Heimatvereinen und der Arbeitsgemeinschaft sind hierfür ein beredtes Zeugnis.

Neben seiner eigentlichen beruflichen Tätigkeit bei Hofe und im Staatsministerium der Finanzen hatte Schönwerth Kontakt mit in München lebenden und arbeitenden Oberpfälzern, meist sog. „einfachen Leuten“, Dienstboten und Abhängigen. Sie fragte er- meist auf deren Misstrauen und Unverständnis stoßend – intensiv nach Gebräuchen und Sagen, nach Eigenheiten ihrer Heimatdörfer aus und vertiefte seine Erkenntnisse über das Volksleben bei Forschungsaufenthalten in der oberpfälzer Heimat. Dabei waren ihm seine Frau Maria und deren Vater Michael Rath wertvolle Helfer und Gewährsleute, ja wohl auch „Antreiber“ für seine aufwendige und kräftezehrende Sammeltätigkeit, die auch wichtige Impulse aus  der Arbeit und Wertschätzung der Gebrüder Grimm erhalten hat.

Schönwerth verdanken wir Oberpfälzer so eine Fülle von Belegmaterial zu unserer Erzählkultur und  zum Alltagsleben. Er hat wesentlich zur Identität der Oberpfalz und zu ihrem regionalen Bewusstsein beigetragen. Die Bedeutung Schönwerths als Gesamtoberpfälzer Integrationsfigur ist damit höchst aktuell und zukunftsweisend. Wir schulden ihm tiefempfundenen  Dank und Respekt – zumal ihm ja zu Lebzeiten, trotz äußerer Ehren und beruflicher Erfolge, seine oberpfälzer Landsleute diese allgemeine Wertschätzung allenfalls sehr sparsam entgegenbrachten.

Die Schönwerth-Gesellschaft freut sich, dass es in den beiden Schönwerth-Jahren – 2010 anläßlich des 200.Geburtstags und des 125.Todestages heuer – gelungen ist, mit zahllosen Aktivitäten -unter großzügiger Hilfe von Sponsoren- das Andenken an den großen Oberpfälzer breiter zu verankern und zu vernetzen, kurz, dass wir mit Genugtuung sagen können:  „Schönwerth in seiner Heimat Oberpfalz – endlich- angekommen“. Sichtbaren und symbolischen Ausdruck hat diese Heimkehr einmal mehr erst vor wenigen Tagen im Freilandmuseum des Bezirks Oberpfalz erfahren, wo wir mit dem Herrn Bezirkstagspräsidenten und einer stattlichen Schar von Schönwerth-Jüngern, darunter vielen aktiv mitwirkenden Schülern, eine Linde gepflanzt haben zum nachhaltigen Gedächtnis und Andenken.

Bewahren wir unserem herausragenden  Landsmann ein dankbares und ehrendes Gedenken, möge er uns Orientierung vermitteln, wenn die Errungenschaften der globalisierten, technisierten und ökonomisierten Welt wieder einmal gar zu kraß und unvermittelt zuschlagen.

Meine Damen und Herren,
• ich danke Ihnen allen, dass Sie an dieser Gedenkstunde teilnehmen, und begrüße Sie herzlich.
• Ich grüße Hw. Herrn Pfarrer Marinus Parzinger, der mit uns den anschließenden Gedenkgottesdienst feiern wird. 
• Mein besonderer Gruß gilt der Familie Schönwerth, seiner Enkelin und seinem Urenkel, sowie den offiziellen Vertretern der Stadt Amberg und der Landeshauptstadt München, Frau von Rauchbauer und Herrn Stadtrat Seidl.
• Ich danke dem Spitzweg-Quartett und dem Regensburger Bläserquartett für die stimmungsvolle künstlerische Umrahmung, die wir auch noch weiter in der Kirche erleben dürfen.
• Herzlichen Dank den Münchner Oberpfälzern, insbesondere den Herren Ganzenmüller, Hartinger und Kargl, für die Mitwirkung an der Vorbereitung dieses Tages, zusammen mit dem auch heute wieder unermüdlichen  Ehepaar Eichenseer.

Ich hoffe sehr, dass wir auch bei den weiteren Veranstaltungen dieses Tages zusammen bleiben und darf Sie daher – mit meinen Vorstandskollegen – herzlich zum anschließenden Gedenkgottesdienst in der nahe gelegenen Pfarrkirche St. Joseph und zum geselligen Oberpfälzer Abend im Augustiner Keller einladen.

Als Ausdruck unserer Verbundenheit und Wertschätzung  lege ich namens der Schönwerth-Gesellschaft – wie schon vor einem Jahr – einen Kranz nieder, dem heute noch weitere folgen werden.

2.) Festrede   gehalten von
     seinem Urenkel Klaus Schönwerth
 

Es wurden heute etliche Ansprachen zum Gedenken an Franz Xaver von Schönwerth gehalten, und es wurde alles über dieses des Gedenkens würdigen Menschen gesagt, was wir über ihn wissen sollten. So will ich als einer seiner Urenkel mich bescheiden und versuchen, uns nicht so sehr den Forscher, den Gelehrten und Heimatkundigen vor Augen zu führen, sondern den Menschen.

Tatsächlich sind Menschen wie er - zumindest in unserer schnelllebigen Zeit selten - sehr selten - geworden. Wir leben ja in einer ganz nach äußeren Werten orientierten Welt in der Gesellschaft, Leistung und Glück an äußeren Werten bemessen wird, und in der ein Mensch, dem gewisse innere Werte noch am Herzen liegen, quasi gezwungen wird, diesen Schatz vor den Augen anderer, Unverständiger, Kurzsichtiger wie ein kostbares Juwel in seinem Inneren zu verbergen. Ich meine jene Werte, ohne die alle Gelehrsamkeit, Anerkennung, Ruhm und Nachruhm nichts sind, nur ein Mäntelchen, unter welchen die innere Armut des Menschen oft  ganz unentdeckt bleibt, mag es auch  der an ihr Erkrankte zu äußerem Reichtum und Ansehen gebracht haben.

Nicht so Franz Xaver von Schönwerth. Er besaß die wunderbare Fähigkeit, seine mannigfachen Begabungen mit seiner inneren, stillen, reichen Welt in Einklang zu bringen. Er war - so könnte man es ausdrücken - unbestechlich durch Gelehrsamkeit und Anerkennung, obgleich ihm beides in hohem Maße zuteil geworden war.

Unter anderem beherrschte er das Altgriechische, Latein, Spanisch, Französisch, Englisch und Italienisch. Er hatte ein großes Wissen und Können auf finanziellem und verwaltungstechnischem Gebiet. Er korrespondierte u.a. mit dem bekannten Jacob Grimm, ja mit dem bayerischen Kronprinzen Maximilian, dessen Privatsekretär er war, und der ihn dann, als König Maximilian II, zu seinem Hofsekretär und Vorstand der Kabinettskasse ernannte.

Aufgrund seines erfolgreichen Wirkens in diesem Amt wurde ihm im Alter von 49 Jahren der persönliche Adel verliehen. Natürlich machte auch dieser Umstand Franz Xaver von Schönwerth in keinster Weise überheblich. In kluger Voraussicht und in der tief in ihm verankerten Überzeugung, dass äußeres Ansehen, Lob und Auszeichnungen nur ihre Berechtigung haben, wenn sie aus eigenem Wirken hervorgehen, erbat er sich vom König, dass der ihm zugedachte Adelsstand nicht auf seine Nachkommen übertragen werden sollte. In diesem Zusammenhang pflegte er zu sagen: „Meine Nachkommen sollen sich diese Ehrerweisung selber verdienen." Auch hier also diese unerschütterliche Treue zum Einklang vergänglicher äußerer, mit inneren, wahren Werten. Unter den wahren Werten verstehen wir ja solche, die uns die Welt „nicht geben, aber auch nicht nehmen kann".

Franz Xaver von Schönwerth waren viele dieser inneren Werte zu eigen: Achtung vor dem Leben, Bescheidenheit, Glück, Liebe, Takt, Ehrlichkeit und Demut im eigentlichen und besten Sinn des Wortes: Die Demut ist ja als Gegensatz von Hochmut zu verstehen, die nichts mit einer auf einem Minderwertigkeitsgefühl basierenden kleinmütigen Haltung gemein hat, sondern mit dem wunderbaren Wissen um die Tatsache, dass wir alle noch viel zu tun und noch mehr zu unterlassen haben, wenn wir ein dem Menschen wirklich würdiges Leben erstreben. Sicherlich lag gerade auch in dieser seiner bewunderungswürdigen Weltanschauung das feste Fundament seiner tiefen, jeder Bigotterie fremden Frömmigkeit und Ethik.

Da ist aber auch Franz Xaver von Schönwerths Verdienst um die Erforschung, Pflege und Veröffentlichung volkstümlicher Sitten, Sagen und Weisheiten aus der Oberpfalz.,Natürlich war er mehr als ein Heimatpfleger. Er war einer jener seltenen Menschen, denen wir zu verdanken haben, dass Begriff nicht im Wust des Banalen, Oberflächlichen und und Wert unserer Seelenlosen unserer heutigen Welt verlorengeht, in der eine maßlose Technik, Hast und Unruhe sowie eine „globalisierte" Rücksichtslosigkeit und Gewinnsucht im Begriff stehen, zu zerstören, was wir als unsere Heimat lieben und achten.

Als Franz Xaver von Schönwerth im Alter von 76 Jahren verstarb, konnte er das tun, was wir heute das Zurückblicken auf ein erfülltes Leben zu nennen pflegen. Seine wunderbare Integrität und stete Tüchtigkeit auf allen Lebensebenen, sei es Amt, Forschung, Familie, war ein erfülltes Leben, erfüllt nicht allein durch so zahlreiche Verdienste für Heimat, Tradition und Vaterland, so groß und bewundernswert diese auch in der Tat waren und so viel Dank wir ihm auch dafür schuldig sind.

Abschließend möchte ich all denen danken, die sich für die Veröffentlichung und den Erhalt des Werkes von Franz Xaver von Schönwerth eingesetzt haben und sich weiterhin unermüdlich einsetzen. Ohne sie stünden wir jetzt nicht hier, - Sie sind echte Nachfolger des großen Mannes, dessen wir heute gedenken. Möge ihr Einsatz in Schulen und in der Öffentlichkeit auch in Zukunft dazu beitragen, dass das Erbe dieses wahren Sohnes der Oberpfalz fortbestehe, zum Segen der auf ihn stolzen Oberpfalz, - aber auch zum Segen und Gewinn all derer, denen Heimat ein Refugium, eine Schatzkammer, ein Hort schöner und dankbarer Erinnerungen und Gefühle bedeutet.

Die Vertreter der Schönwerth-Gesellschaft und der Familie Schönwerth mit den Kränzen ...

(Bilder: .... Karl, 2011)

der Schönwerth-Gesellschaft,
... der Stadt Amberg und
... der Familie Schönwerth
Fahnenabordnung und ...
Trachtenabordnung aus der Oberpfalz auf dem Weg zum Gedenkgottesdienst
Vizepräsident Dr. Eichenseer, Klaus und Elisabeth Schönwerth, Präsident Dr. Kunert
der Münchner Bgm. N.N.
das Regensburger Blechbläserquartett
und das Spitzweg-Quartett
Fahnenabordnung aus der Oberpfalz
 
 

(Bilder: .... Klein, 2011)
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Programm Gedenkgottesdienst

für Franz Xaver von Schönwerth

in der Pfarrkirche St. Joseph
am Josephsplatz in München
Freitag, den 20. Mai 2011, 17 Uhr

Celebrans: H.H. Stadtpfarrer P. Marinus Parzinger OFM Cap.
musikal. Gestaltung: Spitzweg-Quartett & Regensburger Bläserquartett

IntroitusFestlicher Einzug des Priesters und der Fahnenabordnung (Regensburger Bläaserquartett)
Kyrieaus der Messe von J.Renner jr. (Spitzweg-Quartett)
Gloriaaus der Messe von J.Renner jr. (Spitzweg-Quartett)
Graduale"Lobe meine Seele den Herrn" op.2 Nr.2 von Carl Thiel, 1862-1939 (Spitzweg-Quartett)
LesungOberpfälzer Münchner
PredigtP.Marinus Parzinger OFM Cap.
Credoaus der Messe von J.Renner jr. (Spitzweg-Quartett)
FürbittenOberpfälzer Münchner
Gabenbereitung  Regensburger Bläserquartett
Sanctus"Heilig, heilig, heilig" von F.Schubert (Gemeindegesang & Orgel)
Agnus Deiaus der Messe von J.Renner jr. (Spitzweg-Quartett)
Communio"Ave verum" von W.A.Mozart, 1756-91 (Spitzweg-Quartett)
Schlusslied"Segne du, Maria" (Gemeindegesang, Orgel & Bläser)
Auszug Regensburger Bläserquartett
Einzug der Fahnen- und Trachtenabordnungen
Spitzweg-Quartett aus Regensburg

Gottesdienst am 125. Todestag von Franz Xaver von Schönwerth
am Freitag, 20. Mai 2011, 17.00 Uhr in St. Joseph

Zelebrant: Stadtpfarrer Pater Marinus Parzinger

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Info im Pfarrbrief:

Franz Xaver von Schönwerth zum Gedenken
Gottesdienst am 20. Mai, 17.00 Uhr in St. Joseph
Vor 125 Jahren, am 24. Mai 1886, starb der Volkskundler, Sprachforscher, Sagen- und Märchensammler Franz Xaver von Schönwerth. Sein Grab befindet sich am Alten Nordfriedhof.  

Der 1810 in Amberg geborene Oberpfälzer war zunächst Hofsekretär und Vorstand der Kabinettskasse, dann Generalsekretär und Ministerialrat am bayerischen Staatsministerium der Finanzen unter König Maximilian II.  Sein Werk (u.a. „Aus der Oberpfalz – Sitten und Sagen“) begründete den Beginn der Volkskunde in der Oberpfalz.

Zum Gedenkgottesdienst lädt die Schönwerth-Gesellschaft ein. Die Messe wird musikalisch gestaltet vom Spitzweg-Quartett (ehem. Regensburger Domspaten) und dem Regensburger Bläserquartett. Dem Gottesdienst geht um 16.00 Uhr eine Kranzniederlegung am Grab (alter Nordfriedhof) voraus.

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer:(Röm 12, 1-2.9-18)

Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opferdarzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst.

Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt,was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.

Eure Liebe sei ohne Heuchelei. Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten! Seid einander in geschwisterlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn! Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet! Helft den Heiligen, wenn sie in Not sind; gewährt jederzeit Gastfreundschaft!  

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (15, 1 – 8):

In jenen Tagen sagte Jesus: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

Predigt

Zur Person: Franz Xaver von Schönwerth (1810 – 1886)

Vor 125 Jahren, am 24. Mai 1886, starb der Volkskundler, Sprachforscher, Sagen- und Märchensammler Franz Xaver von Schönwerth. Seiner gedenken wir heute. Er ist der bedeutendste Sammler von Sagen, Märchen, legenden, Schwänken, Sprichwörtern, von Brauchtum dun Volksleben in der Oberpfalz.

Kurz gefasst:
- 1810 in Amberg geboren
- 1832 beginnt er das Studium an der Bauakademie in München
- Nach 5 Semestern wechselt er an die Münchener Universität und studiert Jura.
- 1841 Nach bestandener Prüfung bekommt er eine Anstellung bei der Regierung von Oberbayern für den höheren Finanzdienst
- 1845 Privatsekretär des Kronprinzen Maximilian
- 1848 Nach der Thronbesteigung Maximilians II. Hofsekretär und Vorstand der Kabinettskasse
- Drei Jahre später wird er zum Generalsekretär und Ministerialrat am bayerischen Staatsministerium der Finanzen ernannt.
- 1854 Erste vorbereitende Arbeiten zu den „Sitten und Sagen“: Fragebogen über „Gegenstände, über welche gefällige Mitteilung erbeten wird an Gewährsleute in der Oberpfalz“
- 1856 heiratet er Maria Rath aus Neuenhammer bei Vohenstrauß.
- In den Jahren 1857 bis 1859 erscheinen die drei Bände: „Aus der Oberpfalz – Sitten und Sagen‘;

- 1866 wird er zum 1. Vorsitzenden des Historischen Vereins von Oberbayern gewählt.
- 1872: Aufsatz: „J. A. Schmeller und seine Bearbeitung der baierischen Mundarten mit Bezugnahme auf das Oberpfälzische“
- 1874 gab er die Sammlung: „Sprichwörter des Volkes der Oberpfalz in der Mundart“ heraus
- 1880 Eintritt in den Ruhestand
- 1886, 24. Mai: Tod Schönwerths; Beisetzung auf dem Alten Friedhof zu München.

Sein Werk (u.a. „Aus der Oberpfalz – Sitten und Sagen“) begründete den Beginn der Volkskunde in der Oberpfalz. Seine drei Bände widmete er seiner Heimat. Aufgezeichnet von den kleinen Leuten (Kutschern, Dienstboten…), die in München arbeiteten. Viel Material bekam er von seiner Frau und seinem Schwiegervater.

Man könnte sagen: es ging ihm wie Jesus Christus selber: Er kam zu den Seinen, aber sie nahmen ihn nicht auf.

Manche Zeitgenossen hielten ihn für einen Spinner, der sich mit Aberglauben abgibt. (die Intellektuellen des 19. Jh. wollten aufgeklärt sein, d.h. tendenziell atheistisch, wissenschaftsgläubig). Man dachte modern (industrielle Revolution, Errungenschaften der Wissenschaft…). Der Fortschrittsglaube hat in unserer Zeit einen deutlichen Knacks bekommen. Manche hießen ihn melancholisch, weil er die neue Entwicklung sehr negativ beurteilte. Aber seine große Sorge war, dass durch die technische Entwicklung viel von der ursprünglichen Kultur und Sprache verlorenen geht.

Heute können wir sagen: Schönwerths Einstellung hatte einen Weitblick. Heute würde man sagen: er dachte nachhaltig. Er sah, dass mit den überlieferten Formen auch Haltungen und Werte verloren gehen würden. Seine Einstellung ist gespeist aus seinem Glauben. Er hatte Ehrfurcht und Respekt vor dem, was uns gegeben ist (Tradition), er spürte seine Verantwortung gegenüber denen, die nach ihm leben.

Zur Lesung: Röm 12

"Angesichts des Erbarmens Gottes…", damit beginnt der dritte Teil des Briefes an die Römer. Er handelt von der rechten Lebensführung der Glaubenden. – Der rechte Gottesdienst (das Christsein) verwirklicht sich nicht allein in einer gottesdienstlichen Versammlung am Sonntag, sondern umfasst das ganze Leben.

Damit stehen wir mitten im Spannungsfeld unserer Zeit. Folgen wir jeweils der Mehrheit oder habe ich Standvermögen? Gilt die Position der Meinungsmacher oder habe ich eine eigene Überzeugung? 

Mehrheit schafft nicht automatisch Recht! Bloße Anpassung nivelliert! Entscheidend ist doch, woran wir Maß nehmen. Damit wir bestehen können im raschen Wandel unserer Zeit, müssen wir das Ziel kennen, das wir anstreben.

Christlich ist: zu prüfen und zu erkennen, was Gott will, was gut ist. Konkreter geht es um Liebe, die wir einander erweisen, um gegenseitige Achtung. Und: Wir sollen Hoffnung haben und im beharrlichen Gebet mit Gott verbunden sein.

All das ist keine Leistung, die wir erbringen, sondern kommt aus dem Glauben – aus der Beheimatung in Gott. „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“. (Jeremia) – Wenn ihr keine Wurzeln habt, dann werdet ihr mitgerissen vom Strom der Zeit.

Zum Evangelium

Zentrale Fragen – wir stellen sie nicht täglich, aber sie klingen mit:
- Woher komme ich und wohin gehe ich?
- Wo bin ich daheim, wo ist meine Heimat?  

Jesus geht es darum, dass unser Leben gelingt. Im Bild vom Weinstock und den Reben sagt er uns: dass wir uns nicht isolieren dürfen, nicht trennen sollen von der Wurzel, die uns trägt. Wir sind Reben, Christus ist der Weinstock. In ihm bleiben, bedeutet: seine Botschaft und sein Leben ernst nehmen. Treu sein. Das Gute und Richtige nicht ablegen, nur weil es gerade Mühe macht oder unmodern geworden ist.

Transferversuch 

Eine der spannendsten Fragen zielt auf das Woher und Wohin des Menschen. Die Antwort wird uns helfen, heute die rechten Entscheidungen zu treffen.

Der moderne Lebensstil, die Anforderungen der Berufswelt verlangen Flexibilität. Viele Möglichkeiten locken uns, darum legen wir uns nicht gern und auch immer später fest. Wir beanspruchen ein hohes Maß an persönlicher Freiheit. Das hat positive und negative Seiten.

Nichts Neues unter der Sonne!

so kritisch sah z. B. Kohelet seine Zeit.  Die Menschen bleiben sich gleich.
- Individualisierung
- Säkularisierung
- Privatisierung
- Mobilität
- Vorrang der Ökonomie,
- vieles wird dem Profitstreben unterordnet  Die Auswirkungen spüren wir allerorten.

Ich will nicht schwarz-weiß malen. Aber bisweilen verleugnen Menschen ihre Herkunft, schämen sich ihrer Wurzeln, ihrer Heimat und Sprache. Um sagen zu können, wer ich bin, muss ich doch meine Herkunft kennen; sagen können: Wo ich Wurzeln geschlagen habe.

Die Oberpfälzer hängen an der Scholle! – so wurde mir im Vorfeld dieses Gottesdienstes mehrfach versichert.  Als sie auswanderten, um Arbeit zu suchen, wurden sie wegen ihrer verlässlichen Arbeit geschätzt. 

Wovon lasse ich mein Leben bestimmen?

Ich erinnere mich gut an einen Satz im Religionsleistungskurs – Bereich Ethik. Die normative Kraft des Faktischen! – Fakten liegen auf der Hand, da braucht es keine Diskussion mehr. Das ist so. Das bestimmt unser Verhalten. Aber nicht nur.

Deutung des Lebens

Die Frage nach Sinn geht über das Faktische hinaus. Heut haben wir eine Dominanz des ökonomischen Denkens und wähnen uns in der Lage, unser leben im Griff zu haben. Fukuschima u.a. lehrt uns etwas anderes.

Wir spüren deutlich die Folgen unseres Lebensstils. Mit den erhofften Vorteilen sind auch Nachteile verbunden.

Ich bin kein Prophet: Aber ich bin überzeugt: Um nach vorn zu kommen, muss ich Anlauf nehmen.

Um die Zukunft zu bestehen, muss ich meine Herkunft kennen. (Auch wenn Lösungen nicht einfach in der Vergangenheit liegen.) Ich will nicht aus Prinzip gegen alles Neue sein und gegen den Strom der Zeit schwimmen.

Ich will mein Leben gründen auf ein gutes Fundament. Dazu gehört für mich der christliche Glaube. Ich will mir Ziele setzen, die mich locken. Ich will im Erinnern und Erzählen mir meiner Herkunft bewusst bleiben.

Franz Xaver von Schönwerth hat ein Erbe hinterlassen, das uns aufgegeben ist.

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Gedanken zu den Fürbitten

beim Schönwerth-Gedenkgottesdienst am 20.5.11
in der Pfarrkirche St. Joseph in München

Herr,
vergilt dem selbstlosen Bewahrer, unermüdlichen Sammler und tiefgründigen Beobachter seine lebenslange Mühe und Sorge für seine oberpfälzische Heimat mit der Dankbarkeit seiner Landsleute. 

Herr,
Dein treuer Anhänger im Glauben hat in seinem Leben so manche Demütigung und Missachtung erleiden müssen. Vergib denen, die die große Mission des Forschers nicht erkannt haben. 

Herr,
führe unser Leben aus dunklen Brunnenschächten und bedrohlichen Wäldern hinaus in das helle Licht der Erlösung. 

Herr,
gib uns wieder funktionierende Familien mit Menschen, die den Schatz des Franz Xaver von Schönwerth weitertragen durch lebendiges Erzählen. 

Herr,
verleihe uns die Gabe, anderen Menschen, Jungen und Alten, zuzuhören und sie ernst zu nehmen..

Herr,
lass uns unsere Ängste, die wir alle haben, nicht überspielen oder herunterspielen, sondern als bewusste Prüfungen erkennen und zu heilen versuchen, vielleicht sogar mit Hilfe der Märchen. 

Herr,
lass uns das Gedächtnis des Visionärs Franz Xaver von Schönwerth in Ehren halten und seine Botschaft in die moderne Zeit übersetzen.

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"Jessas, is's im Wirtshaus schee..."

Schönwerth-Schmankerl für Geist und Gaumen
Geselliger Oberpfälzer Abend im Münchner Augustinerkeller

Erika und Adolf Eichenseer tragen vor
Vizepräsident Dr. Adolf Eichenseer und seine Frau Erika, Präsident Dr. Kunert und Willi Kargl
Kapelle "De Zweschbaanan" aus Hohenburg
Gesangsgruppe "De drei Platterten" aus Pirkensee
Schönwerth-Portraits aus der Grundschule Kallmünz

Anfahrtskizze

Alter Nördlicher Friedhof, Arcisstr. 45 in München
Pfarrkirche St.Joseph, Josephsplatz (U-Bahnhof) in München