Teufel und Besenbinder

Es war einmal ein Förster, der hat seinen Wald nicht mehr überwachen können, es ist ihm allzu viel Holz gestohlen worden. Darüber hat er so geflucht, bis der Teufel kam und ihn fragte, was ihm fehle. "Kommst mir gerade recht", antwortete der Förster, "den Wald übergebe ich dir an alle Leute, die da stehlen". Der Teufel ging nun in den Wald wie der Förster und erwischte sogleich und zunächst einen Besenbinder, der Birkenreiser schnitt. "Halt, du gehörst mir", schrie der Teufel und packte den Besenbinder beim Schopf. Der aber fiel auf die Knie und bat, ihn nur dieses Mal laufen zu lassen, Weib und Kind zu Hause müssten sonst verhungern. Da sagte der Teufel: "Weißt was, in drei Dingen musst du mit mir eine Wette eingehen; gewinnst du sie, sollst du frei von hier weggehen. Zuerst musst du mit mir um die Wette laufen." - "Recht", sagte der Besenbinder, "aber meinen Alten musst du auch mitlaufen lassen. Neben der Staude saß aber ein Hase. Der Teufel lief, der Besenbinder klopfte auf die Staude, und der Hase sprang heraus und lief dem Teufel voraus. "Jetzt," sagte der Teufel, "musst du mit mir auf einen Baum steigen: Wer zuerst oben ist, der gewinnt." - "Recht", erwiderte der Besenbinder, aber meinen Jungen musst du auch mit steigen lassen." Da standen zwei dürre, himmelhohe Bäume. Im Busch aber saß ein Eichhörnchen. Der Teufel fing zu steigen an, der Besenbinder schüttelte den Busch, und das Eichhörnchen sprang zu höchst auf den dürren Baum, dem Teufel weit voraus.

"Jetzt", sagte der Teufel zornig, "musst du diese Eisenkugel höher werfen als ich." Er nahm die Kugel und warf sie so hoch, dass sie über die Wolken hinauffuhr, und als sie niederfiel, ein Loch in den Boden schlug. Der Teufel grub sie heraus und gab sie dem Besenbinder in die Hand, damit er sie werfe. Der aber konnte sie kaum in der Hand halten, so schwer war sie. "Heiland der Welt", rief er voll Angst, "hilf, dass die Kugel über den Wolken hängen bleibt!" - "Halt", schrie der Teufel voll Entsetzen, "gib mir meine Kugel wieder, ich dürfte ohne sie nicht mehr in die Hölle", und lief davon.

In: Sitten und Sagen, Bd. 2, S. 75 ff.