Bei Hainstetten:

Freudenberger Märchenweg

In Hainstetten, dem höchstgelegenen Dorf des Landkreises Amberg-Sulzbach, führt der Freudenberger Märchenweg rund 1,7 Kilometer lang durch eine traumhaft schöne Wald- und Wiesenlandschaft. Eine Gegend, die Franz Xaver von Schönwerths engster Mitarbeiter Michael Rath gut gekannt hat. Rath wurde einst in Freudenberg geboren. "Mit der Zeit blöiha d' Hackstöck" lautet eine der von Schönwerth überlieferten Redewendungen. Diesen Spruch greift der Rundweg augenscheinlich auf:

Massive Hackstöcke entlang der Route dienen als Märchenstationen. Von Holzfräulein wird da erzählt, vom "Wieserl", dem "Goldenen Pantofferl" und dem "Fliegenden Kästchen". Der Heimat- und Kulturverein Freudenberg kümmert sich um den Weg, der von Hainstetten aus mit dem blauen Symbol des Märchenkönigs markiert ist. Festes Schuhwerk erforderlich, ein Anstieg und Waldpfade sind zu bewältigen. I-Tüpfelchen ist der Böhmerwaldblick - ein Aussichtspunkt, der den Blick direkt zum 100 Kilometer entfernten Künischen Gebirge und den Großen Arber lenkt.

Frau von Grafenstein bemerkt dazu: - Hainstetten selbst ist sagenumwoben. Der Ort liegt an der „Hochstraße“, die einmal von Nürnberg Richtung Böhmen geführt haben soll. Hainstetten hat nur zehn Häuser, soll aber einmal eine eigene Pfarrei gewesen sein. Es gibt Sagen, wonach Hainstetten sogar ein Kloster beheimatet haben soll. In frühen Schreibweisen ist von „Newstetten“ die Rede. Unweit des Ortes liegt die Wüstung Wetterdorf. Der Sage nach soll dieser Ort einst bedeutend gewesen und von ungarischen Reitern zerstört worden sein. Es gibt bei uns das Sprichwort: „Wederdorf wird wieder a Stod - und Nürnberg wird wieder a Rod (Rodung). Vielleicht haben die ehemaligen Bewohner von Wetterdorf Hainstetten errichtet?

Bild Böhmerwaldblick: Das Arber-Massiv von Hainstetten aus gesehen. Die Luftlinie Richtung Osten beträgt ungefähr 100 Kilometer. Bild: Günter Moser

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Offizielle Eröffnung am 23. September 2021

Eröffnung des Freudenberger Märchenwegs bei Hainstetten am 23. September 2021 mit 2. Bürgermeister Franz Weiß, Mitgliedern des Heimat- und Kulturvereins Freudenberg sowie der Schönwerth-Gesellschaft e. V.

  • Bayer. Heimat- und Finanzminister Albert Füracker besichtigt am 30.07.2022 den Freudenberger Märchenweg bei Hainstetten
    --> Bericht und Bilder

Eine von vielen Treffen der Projektgruppe, hier mit den Bürgermeistern von Freudenberg und Schnaittenbach.
Bild: Uli Piehler

Der wilden Jagd vom Oberland auf der Spur

Einmal fliegen können wie der Prinz mit den roten Stiefeln, das wäre was! Die Kinder hören den Märchen, die Schönwerth gesammelt hat, gespannt zu.

Manuela Nübler ist die Zweite Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Freudenberg. Sie hat den Märchenweg mit initiiert und führt zusammen mit Uli Piehler die AOVE-Gruppen.

 

 

 

 

Ein Feuerturm für den Märchenweg und Wetterdorf

Am Freudenberger Märchenweg in Hainstetten steht seit April 2023 der "Feuerturm" von Helmut Piehler, er löst als dauerhafte Kunstinstallation die "Himmelslaterne" von Sophie Delling ab, die nur als temporäres Objekt konzipiert war.

Der Freudenberger Märchenweg lebt.

Und deshalb verändert er sich. Nachdem in den Jahren 2022 und 2023 die von Design-Studentin Sophie Delling aus Stulln entworfene Himmelslaterne, eine temporäre Kunst-Installation, am höchsten Punkt des Rundwegs zum Träumen eingeladen hatte, steht seit Frühjahr 2024 der Feuerturm am Wegesrand. Er erinnert nun dauerhaft an die untergegangene Siedlung Wetterdorf, deren Ruinen ganz in der Nähe im Wald zu finden sind.

Um Wetterdorf ranken sich viele Sagen. Der Ort soll vor mehr als 1000 Jahren von kriegerischen Horden verwüstet, seine Bewohner kaltblütig ermordet worden sein. Die Leute aus der Gegend erzählen die Weissagung: "Wetterdorf wird wieder a Stod - und Nürnberg wieder a Rod'". Soll heißen: Wetterdorf wird eines Tages wieder groß werden und Städte wie Nürnberg wieder klein. Das Dorf soll sich um eine bedeutende Kirche gruppiert haben. Man sagt, die Türe der Kirche von Wetterdorf tauche immer wieder mal in der Wüstung auf. Es soll sich bei ihr um die Tür der Kirche des benachbarten Gösselsdorf handeln. Der Dorfpatron soll mächtig gewesen sein, es heißt "1000 Pflüge sind in Wetterdorf ein- und ausgegangen". Das bedeutet, 1000 Bauern seien dem Herrn lehenspflichtig gewesen.

Der Feuerturm greift die Kubatur der ersten Himmelslaterne auf und erinnert an die heilende Kraft der Gemeinschaft: an die vielen schönen Begegnungen, unvergessliche Vollmond-Nächte am Märchenweg in der für viele Menschen schwierigen Corona-Zeit. Gleichzeitig pflegt er die anhaltende Verbindung der heute Lebenden zu den Ahnen. Er verweist auf die ermordeten Bewohner von Wetterdorf.

Der Turm besteht aus Metallplatten, die zur Herstellung landwirtschaftlicher Geräte verwendet wurden. Sie färben sich rostbraun, wie im Frühjahr die umliegenden Äcker. Aus dem Metall wurden Scharwerke herausgeschnitten, Geräte, die an die 1000 Pflüge Wettersdorfs erinnern. Die Strukturen im oberen Viertel des Turms assoziieren Vögel, die über frisch aufgeworfenen Schollen kreisen. Nachts brennt manchmal ein Feuer in dem stählernen Geviert.

Helmut Piehler aus Schleißdorf hat dem Märchenweg damit einen Leuchtturm geschenkt und Wetterdorf ein Denkmal gesetzt. Zur Eröffnung schickte der Himmel einen besonderen Gruß: in der Nacht auf 11. Mai 2024 strahlten Polarlichter über dem Märchenweg und dem Feuerturm.

--> Bericht in der Amberger Zeitung vom 18.05.2024