MÄRCHEN UND ZUSATZMÄRCHEN

6. STATION, SCHÖNWERTH-MÄRCHENPFAD SINZING

Das dumme Weib - Der rissige Weg

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Es waren einmal zwei alte Leute, aber ohne Kinder, und die Ehefrau etwas däppisch. Da schickte sie ihr Mann einst auf den Markt, um Schmalz zu verkaufen. Es war sehr heiß und der Weg von der großen Hitze zerrissen und zersprungen. Wie nun das gute Weib diese Risse und Sprünge sah, sagte sie: "Gelt, o armer Weg, dir tun gewiss diese Sprünge so weh wie mir die meinen von Hand und Fuß", nimmt daher das Schmalz und streicht es so lange in die Kluften des Weges, als es eben reichte, dann ging sie heim.

Da fragte sie der Mann, ob sie das Schmalz wohl gut verkauft habe. "O mein Mann", erwiderte sie, "ich kam auf den Weg, der voll Wunden war, und kein Mensch erbarmte sich seiner. Da nahm ich in Mitleid das Schmalz, welches du mir gegeben und strich es in den Weg, um seine Schmerzen zu lindern." "Du dummer Teufel", brummte der Mann unwillig, "du machst mich mit deiner Ungeschicklichkeit noch ganz arm."

Installation: Der rissige Weg von Renate Christin, Sinzing
Der gemarterte Weg erregt das Mitleid der Bäuerin, denn ihre Hände sehen nach dem Waschen ähnlich aus. Deshalb schmiert sie in die Schrunden Schmalz, das sie eigentlich verkaufen sollte.
Dargestellt wird dies durch in den Pfad eingelassene Betonplatten mit deutlich spürbaren Veränderungen durch Räder und Tritte.

 

 

Der rissige Weg von Renate Christin ist mit den Füßen spürbar.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das dumme Weib - Die nackten Birken

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Wie wieder Markttag war, gab er ihr ein Stück Leinwand, um es zu verkaufen. Das Weiblein musste durch ein Birkenwäldchen gehen. Da sah sie, dass die Birken ganz nackt dastanden. Auch ging ein starker kalter Wind, dass sie fror. So sagte sie zu den Birken: "O ihr armen Dinger, wie muss euch frieren, da ihr nicht einmal ein Hemd anhabt. Friert mich schon so arg, und hab ich noch mein Gewand an." Sie riss daher ihre Leinwand in Streifen und band um jede Birke einen, so lange es eben reichte. "Nun habt ihr doch wenigstens einen warmen Fleck", tröstete sie die Bäume und ging dann wieder heim.

Wie sie nach Hause kam, fragte sie der Mann, ob sie die Leinwand gut verkauft habe. "Ach nein", erwiderte klagend das Weib: "Sieh, lieber Mann, wie ich so ging, kam ich in einen Wald, und standen die Birken ganz nackend da und hatten kalt, weil ein scharfer Wind ging. Ich konnte es nicht über das Herz bringen, sie so frieren zu sehen, sondern machte aus der Leinwand, die du mir mitgabst, lauter Binden und wickelte damit die armen Bäume ein, damit doch ein Fleck von ihnen warm bleibe."
"O du einfältiges Weib", zürnte der Mann, "du machst mich mit deiner Dummheit noch ganz arm."

Kunstobjekt: Die nackten Birken von Herta Wimmer-Knorr, Kallmünz
Das "dumme Weib" soll ihr selbstgewebtes Leinen auf dem Markt verkaufen. Es ist kalt, der Wind bläst mächtig. In einem Wald sieht sie Birken in ihren dünnen Rindenhäutchen stehen und denkt, dass sie unweigerlich erfrieren müssen.
Voller Mitleid packt sie ihr Leinen aus, schneidet es in Streifen und wickelt es um die Stämmchen. Glücklich über die gute Tat, aber mit leeren Händen geht sie wieder nach Hause.
Die Objekte stellen "weibliche" Birken dar, deren frierende Körper mit weißen Bandagen umwickelt sind.

 

 

Die nackten Birken in ihrem Kleid von Herta Wimmer-Knorr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das dumme Weib - Die große Not

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Wieder ging der Mann in den Wald, um Holz zu schlagen. Da gab er dem Weib ein Säckchen mit Geld und ermahnte sie, es fein sorgsam aufzubewahren, bis die große Not käme, dann hätten sie wenigstens noch einen Zehrpfennig. Das Weib versprach, es zu tun. Wie der Mann nun fort war, kam ein alter Bettler und bat um Almosen. Seine Not wäre gar so groß. "Also bist du die große Not?" fragte ihn die Frau verwundert. "Ja, wohl", sagte der Bettler. Da gab sie ihm das Säckchen Geld und war froh, die Sorge des weiteren Aufbewahrens los zu sein. Abends, wie ihr Mann nach Hause kommt, läuft sie ihm entgegen und erzählt ihm voll Freude, dass die große Not schon da gewesen sei und das Säckchen mit Geld geholt habe.

Da war der Mann sehr zornig und sagte: "Nun, da deine Dummheit uns um Hab und Gut gebracht hat, so bleibt uns nichts übrig, als dass wir zusammenpacken und weiterziehen." Das Weib war es zufrieden, und so nahmen sie denn ihre Sachen zusammen und zogen weiter. Wie sie auf dem Weg eine Zeitlang gegangen waren, meinte der Mann, das Weib sollte doch nochmal umkehren und das Beste vom Hause mitnehmen. Da ging das gute Weib hin, nahm die Tür aus der Stube und brachte sie. Denn sie glaubte, diese sei das Beste am ganzen Hause.

Installation: Blauer Emailtopf
Der "Spartopf" der Bauersleute für den Fall, dass die große Not kommt, wird durch einen blauen Topf hoch im Baum dargestellt.

 

 

Der Spartopf der Bauersleute.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das dumme Weib - Das Räuberlager

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Sie waren nun gegangen, bis es Nacht wurde, und weil sie in einem Wald waren und sich nicht getrauten, auf der Erde zu schlafen, so stiegen sie auf einen Baum, machten die Türe in den Ästen fest und legten sich darauf.

Nicht lange danach  kamen Räuber und zündeten gerade unter diesem Baum ein Feuer an, setzten einen Kessel darüber und wollten Fleisch kochen. Die beiden Leute da oben auf dem Baum hatten aber große Angst, und die Frau geriet in große Not. Endlich fing sie zu reden an: "O Mann, o Mann, ich muss Wasser lassen!" Da gab ihr der Mann erschrocken seinen Hut. „Denn," meinte er, "wenn die Räuber uns bemerken, erschlagen sie uns." Gleichwohl ging etwas über den Hut hinaus und tropfte auf die Räuber hinunter. Da sagte einer davon: "Mach, dass wir fertig werden. Denn der Tau fällt schon."

Das Weib aber lag nicht lange ruhig, denn plötzlich stieß sie ihren Mann in die Seite und vertraute ihm, dass sie noch größere Not habe als vorher. Er gab ihr dann erschrocken seinen Schuh, um die Notdurft hinein zu verrichten. Sie tat es, aber gleichwohl ging etwas daneben und fiel unter die Räuber. Da meinte einer derselben, es sei hohe Zeit zu gehen. Schon erhebe sich das Morgengrauen und zwar so stark, dass die Butzelkühe (=Tannenzapfen) von den Bäumen fallen.

Nach einer Weile fing das Weib wieder an und sagte, sie könnte nicht mehr länger auf einer Seite liegen, sie müsse sich umkehren. Der Mann zankte wohl, aber es half nichts. Wie sie sich aber umkehrte, lockerte sich die Tür und fiel herunter und mit ihr die beiden, welche auf ihr gelegen hatten, und zwar mitten in die Räuber hinein. Da erschraken die Räuber und liefen in großer Angst davon Sie ließen alles liegen.

Die beiden Eheleute aber, als sie sich von ihrem Falle erholt hatten, packten zusammen, was die Räuber zurück gelassen hatten, darunter einige Beutel mit Geld, und kehrten, so reich geworden, wieder in ihr Häuschen zurück, wo sie nun genug zu leben hatten.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch.

In: Prinz Roßzwifl S. 245

Fragen zu dem Märchen:
"Die große Not" erscheint hier als Person. Wie kann sie sonst auftreten?
War die Frau wirklich dumm? Wo sind die Grenzen zwischen Mitleid und Dummheit?
In einem Schwank erscheint irgendwo die Wahrheit.
Wäre auch ein anderer Schluss denkbar, nachdem sie das Haus verlassen haben?
Positiv oder negativ?
Wie könnte man die große Not darstellen?

Kunstobjekt: Das schwebende Bett von Helmut Wolff, Regensburg
Ein verzogenes schwebendes Bett, eigentlich nur eine aufgehängte Haustür, schwebt über dem "Räuberlager", einem Kreis von Steinblöcken im Wald. Auf der Tür haben sich zwei arme Leute ein Nachtlager zurechtgemacht. Man sieht ihre Füße und Hände auf der luftigen Liegestatt, die mit Drahtseilen fest in den Bäumen verzurrt ist, die aber doch den Bewegungen der Bäume im Wind folgen kann.

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Probesitzen im Räuberlager.
Räuberlager. Hände und Füße vor der Montage.
Schwebendes Bett über dem Räuberlager.

ZUSATZMÄRCHEN

Der Bauer Harch und die einfältige Els

hochdeutsche Übertragung

Der Bauer Harch ist ins Holz gefahren und hat seiner Frau Els den Auftrag gegeben: „Heut mußt du mir Fleisch in Kraut hineinkochen. Die Els hat das Fleisch kurzerhand auf das Krautfeld getragen und unter die Krautstauden gelegt.

Wie der Harch aus dem Wald kommt, schreit er: „Richt an! Wo ist das Fleisch im Kraut?“

„Wo wird es denn schon sein,“ sagt die Els, „wo du es haben wolltest, auf dem Acker draußen!“ „Habich dir das aufgetragen, du dummes Weib?“ schreit der Bauer, „du bringst mich um all mein Gut!“ Damit läuft er aufs Feld und findet gerade noch ein paar Stücklein Selchfleisch.

Am anderen Tag sagt er zu ihr: „Ich fahr heut ins Holz, back Brot und schau, dass es viel und gut wird.

Die Els nimmt einen Sack voll Mehl, geht zum Brunnen und wirft ihn hinein. Der Harch kommt wieder heim und sagt: „Wo ist das Brot?“ „Lieber Bauer, du hast viel haben wollen, der Backtrog war zu klein und zu eng, da hab ich gemeint, ich tu es gleich in viel Wasser.“

Der Harch schopft seine Frau und sagt: „Geh auf den Speicher, droben ist ein Topf voll Hornissen, die sollst du mir hüten, bis ich wiede heimkomme. Die Els geht auf den Boden und fürchtet  sich vor dem Topf voll Honissen, es könnte eine auskommen und stechen, weil diese Luder weh tun.

Ein Bettler ist vorbeigegangen, da hat die Els hinuntergeschrien: „Geh Mann, geh rauf, hilf!“ Der Bettler geht hinauf: „Mein lieber Mann,“ hat sie gesagt, „stell den Topf weg und gib acht, dass keines herauskommt, es könnte euch stechen.“ „Nun, was ist denn drinnen?“ sagt der Mann. „Lauter Hornissl“ sagt sie drauf. „Ich will dir helfen“, sagt der Mann, geht zu dem Topf, hebt das Papier auf und schaut hinein. Hat gleich wieder zugemacht und ist mit demTop auf und davongerannt.

Wie ihr Mann aus dem Holz heimkommt, war die Els druntn. „Na,“ sagt der Bauer, „warum bist denn nimmer auf dem Dachboden und hütest den Topf mit Hornissen?“ „Da ist ein Mann gekommen, den habe ich gerufen, der hat den Topf genommen und hat ihn fortgetragen.

Der Harch hat die Hände zusammengeschlagen und hat gschrien: „Du dummes Weib! Im Topf sind ja keine Hornissen gewesen, es ist Geld gwesen, goldenes Geld ist darin gewesen, du bist ja dumm wie ein Heustock. Wo ist denn der Mann denn hingegangen mit dem Topf?“ „Ins Holz“ hat die Els gesagt, „das könnte ein Räuber gewesen sein. Jetzt müssen wir laufen, dass wir ihn wieder kriegen!“

Kaum sind sie eine kleine Strecke gelaufen, fragt der Harch die Els: „Hast du die Haustür zugemacht?“ „Ach nein!“ hat sie gesagt. „Lauf nur gleich wieder heim, hänge die Tür aus und komm.“ Das Weib läuft heim, nimmt die Tür auf den Buckel und läuft dem Mann nach, unglaublich weit ins Holz hinein. Wie es Nacht geworden ist, sind sie auf einen ganz großen Tannenbaum gestiegen, und die Frau hat die Tür auch mit hinauf genommen.

In der Nacht sind Räuber gekommen, haben einen Sack voll Geld ausgeschüttet und zu zählen angefangen. Sagt die Els zum Harch: „Harch, hilfst du mir? ich muss ganz notwendig!“ „Halt’s fest!“ – „Ich kann nicht!“ sagt die Els und lässt alles laufen. Die Räuber schauen hinauf und sagen: So eine furchtbare Nacht! Jetzt regnet es auch noch.

Ein wenig später sagt die Frau wieder: „Harch hilf!“ „Sei still!“ „Ich kann’s nicht mehr halten!“ Sie läßt das stinkende Zeug fallen, da sagt der Räuber: „Wird wohl ein starkes Unwetter kommen, es reißt schon die Tannenzapfen von den Bäumen!"

„Harch, hilf mir, ich kann die Tür nicht mehr halten!“

Die Tür fällt krach! krach! wie das heilige Donnerwetter herunter, die Räuber haben alles im Stich gelassen und sind davongerannt. Die beiden sind vom Bam gestiegen und haben das ganze Räubergeld mitgenommen.

Als sie wieder daheim waren, hat sich die Els vor lauter Müdigkeit in den Garten gelegt. Da denkt sich der Harch: „Dieses Weib kann ich nicht mehr brauchen.Was mach ich nur? Ich weiß es, ich zünde sie an!“ Das hat er auch getan. Die Els ist davon aufgewacht, schaut sich an und wundert sich: „Ich hab doch einen guten Rock angehabt, jetzt hab ich keinen mehr. Bin ich’s noch oder bin ich’s nicht mehr? – Harch, hilf! Sag: Bin ich’s noch oder bin ich’s nicht mehr? Ist deine Els bei dir drüben?“ „Ja!“ hat der Harch gesagt. „Nun, dann bin ich‘s nimma, hat dir Els gesagt und ist auf und davon. Sie ist bald da, bald dort gesehen worden.

So sind schon viele dumme Weiber abgeflogen, und mancher Mann hat ein dummes Weib bekommen und ist damit ein Leben lang bedient. Bernau (heute Bärnau) 202 982

Der Bauer Harch und seine thaierte Els

Mundartfassung

Hiaz is da Harch eis Holz gfohrn und hat zur Els gsagt: „Heut mustma geräucherts Fleisch unters Kraut toun.“ Eiz is de Els her und hats Fleisch aufs Krautfeld glegt und unter die Krautstauden gesteckt.

Wöi der Harch ausm Holz hoimkomma is, schreit er: „Richt an, wo is‘s Fleisch im Kraut?“ „Wou hobis,“ sagt d Els, „wos dus geschafft hast, am Acker drauss is’s“. “ „Hobi dir des gschafft, du thaiertes Wai?“ schreit dr Baua, „du bringst mi um all mei Sach!“ Er laaft aufs Feld und findt aa a poar Stückla Selchfleisch.

Am anderen Tag sagt er zu ihr: „Iich fahr heut ins Holz, back Brot und schau auf, daß‘s es viel und gut wird.

Die Els nimmt an Sack voll Mehl, geht zum Brunnen und wirfts eine. Der Harch kommt wieder hoim und sagt: „Wo is des Brot?“ „Na mi Bauer, du hast viel haben wollen, der Backtrog war zkloin und zeng, da hob i gmoint, tu is glei in viel Wasser.“

Der Harch scheppelt s Wei und sagt: „Eiz geh aufn Buadn, drobn is a Topf voll Hoarnißel, die hüt ma fein, bis i wieda hoim kumm. D Els geht aufn Bodn und fürcht si vorm Topf voll Hoarnißel, es möcht oine aaskumma und stechn, weil de Lauda wöih toun.

Etz is a Bedler vabeiganga, af den hots Els untigschrien: „Gai Mo, gei affa, helfts!“ Der Bedlmo geit affi: „Meint Mo,“ hats gesagt, „touts den Tuapf weg und gebts acht daß koine assa kummt, er kunnt euch stecha.“ „Nu was is dann drinna?“ hout der Mo gsagt. „Purige Hornissl“ houts gsagt. Nau hotr gsagt, i wills schou toun und is zum Topf ganga und hats Papier a weng afghobn, hot einigschaut, aber gleich wieder zougmacht und is aaf und davu mitm Topf. Wie dr Mo ausm Holz hoimkummt, is d Eld druntn gwesen. „Na,“ sagt der Bauer, „warum bist denn nimmer affn Boden und hittst den Topf mit Hoarnissln?“ „Is a Mo kumma,“ hat sie gsagt, den hobi gschrien, der hotn Topf gnumma und hotn furttrogn.“

Dou hout dr Harch de Händ zsammgschlogn und hat gschrien und hat gsagt: „Thairets Weib, dumme Els! Im Tuapf san jo koi Hornissel gwesen, es is Geld gwesen, a guldes Geld is darin gwesen, du bist ja dumm wiea Heustack. Wau is dr Mo denn hingaga mitm Topf?“ „Ins Holz“ hat Els gsagt, „dös kunnt a Räuber gwesen san, jetzt missma laafn, daman wida kriegn. Eiz gei ma glei.“

Wies a bissel laffen, hat dr Ma dr Els gfragt: „Hast d Haustür zugmacht?“ „Ha na!“ hats gsagt. „Eija lauf na glei wieda hoim und nimm de Tür in acht un kum.“ S Wei laaft hoim und nimmt de Tür affn Buckel und lafft dn Ma noch und laffen hirzet (hart zu) unmögli weit ins Holz eini. Wieas Nacht worn is, sans affen graussen Tannenbam gstiegen, s Wai hot d Tür a mit affi gnumma.

Dann seind Raaba kuma untern Baam und habens Geld asgschütt und haben na oagfanga zzählen. „Eija“ hats Els zm Harch gsagt, „Harch hialfst, mia wird was naut.“ „Halts fest, haut dr Harch gsagt,“ „kon niat“ hat d Els gesagt und hat undigschoißt. De Raaba hobn affi gschaut und gsagt, a furchtbari Nacht, es rengta bißl.

Hoz Wai wieda gsagt: „Harch hialf!“ „Sa staad,“ hata gsagt. „Mia wird was anders nout, kanns nimma haltn.“ Sie lasst halt dös stinkad Zeug fallen, baz, baz! Hom d Raaba gsagt: „Wird wohl a starks Weda kuma, s reißt scho d Buzelköih unta.“ Draf hats Wai gsagt: „Harch moußt d Tür falln lassen, kanns nimmer derhaltn, hilft niks.“

Die Tür fallt krach! krach! wies heilig Dunnaweda unta, de Raaba san aafgschrocka und ham alles im Stich lassen und san davongloffen. Eiz sans vom Bam unti un ham de Raaba all sein Geld mitgnumma.

Wies hoimkumma san, is d‘Els schlaafri worn und hatsi glei im Garten hingelegt. Denkt se der Harch, dös Wai kann i nimma brauchen. Öiz woiß i‘s, i zünds oan. Gsagt, gtan, er hat ihren Rock anzündt. Eiz is d’Els derwacht, und hat si angeschaut, und hat gesagt: „Hob an gouten Rock anghabt, hob jo kein mehr an. Bin is nu, oder bin is niat? Harch, Harch, hilfst? Nu was solls! Sag, bin is oder bin is nimma? Is dein Els bei Dir drent?

„Ja!“ hat der Harch gesagt. „Nu, dann bin is nimma, hat d Els gsagt und is aaf und davoan ganga und is bald da, bal duart gsehn worden.

A so san vül thaierte Els abgflogen a manchana Mo hot a thaierte Els kreigt und is damit bschlingt (bedient?). Bernau (heute Bärnau) 202 982

Der Dalkede (Der Dumme)

Ein Bauer hatte einen närrischen Sohn und eine kranke Mutter. Einmal mußten alle auf das Feld und der Bauer sagte zum Sohn: »Hans, wenn wir fort sind, dann lege die Mutter in ein warmes Bad, das Wasser siedet schon und du kochst schön einen Brei. Wenn er gar zu dick ist, schüttest du Wasser dran, wenn er zu dünn ist, Mehl.«

»Schon recht,« sagte Hans. Er holte seine Großmutter, setzte sie in die Wanne, holte das Wasser vom Feuer und goss es über die Alte, dass diese abgebrüht sogleich tot blieb. Darauf kochte er Brei, war er zu dünn, so tat er Mehl daran, und das immer fort, bis die Mehlkiste leer war.

Dann legte er die Wanne mit der Alten und die Wanne mit Brei auf den Wagen und fuhr hinaus aufs Feld. Wo er aber ein Loch in dem Wege sah, füllte er es mit Brei, damit der Wagen eben ausging und als er hinkam, war eben nur mehr ein paar Klumpen in der Kufe. Da jagten sie ihn fort.

Er fuhr in den Wald. Auf dem Wege sah er einen Mühlstein liegen. Den Asper lud er auf, dann einen Wiesbaum (Wischbaum), auch die Spindel lud er auf, dann eine Eiga, die er als Lauskamm aufhob. Es war Nacht; da stieg er auf einen Baum. Bald kamen Räuber, die machten unter dem Baum Feuer und kochten. Da pißte er hinab. Sie sagten: „Es fängt zu regnen an.“ Dann machte er dick hinab; da sagten sie: schon geht der Wind so stark, daß er Butzelküh herabwirft.

Mit der Eiga fielen Äste, mit der Spindel ein großes Stück Holz, mit dem Asper liefen sie davon. Da setzte er sich hin und aß. Die Räuber kamen zurück und wollten ihn töten, wenn er nicht eine besondere Kunst verstände. Sagte dann der Hans: Ich kann Zungen schaben. Sagte ein Räuber: recht, die meine brauchts, ich habe zu viel Brei gegessen. Da schnitt er ihm die Zunge ab. Nun konnte der Räuber nur mehr la-la-la rufen.

Die Räuber verstanden: laufts! und liefen davon.

Der Hans nahm, was sie zurückgelassen, lauter Kostbarkeiten, und er ward ein reicher Mann. Mockersdorf 203 295