Wenn auch die ursprünglichste Form der Wiedergabe von Märchen das Erzählen ist, wo individuelle Bilder und Szenen im Kopf der Zuhörer entstehen, so bieten sich darüber hinaus höchst spannende Perspektiven für die anderweitige künstlerische Darstellung an.
Dieses jungfräuliche Material umzusetzen in andere Kunstformen und in andere Zeitebenen bis herauf zum 21. Jahrhundert, bietet unerschöpfliche Anregungen für interessante Ausdrucksweisen:
Unter den Werken Franz Xaver von Schönwerths finden sich zwar keine expliziten Theaterstücke, doch viele seiner Werke eignen sich besonders für eine Adaption für die Theaterbühne:
Schattentheater: Der Ritt auf dem Roßzwifl [mehr]
Musical: Das fliegende Kästchen [mehr]
Prinz Alan kommt mit seinem fliegenden Kästchen im Winterreich an und wird von den Winterkindern empfangen (Fotos Berli)
Musical nach dem gleichnamigen Märchen von Franz Xaver von Schönwerth 2013 realisiert vom Cantemus-Chor Regensburg, Gesamtleitung: Matthias Schlier, Musik: Mathias Wehr, Ausführung: PiuPiu-Band, Regie: Gregor Turecek
--> Märchen "Das Fliegende Kästchen"
Marionettentheater: Die rote Seidenschnur [mehr]
Das Schwandorfer Marionettentheater hat mit riesigem Freude und Engagement ein Schönwerth Märchen umgesetzt: Die rote Seidenschnur, 2013 (Original: Das rote Seidenband). Regie: Raimund Pöllmann, Kostüme: Christl Pöllmann.
--> Schönwerth - zwischen Fiktion und Realität, 2022
Die anspruchsvolle Arbeit, das Märchen für die Marionettenbühne spielbar zu machen, die unendliche Mühe, die Marionetten neu anzufertigen, die Suche nach einer geeigneten Musik, die Tonaufnahmen und dann die vielen Proben, bis das Stück als Uraufführung im Oberpfälzer Künstlerhaus in Schwandorf-Fronberg aufgeführt werden kann, verdient uneingeschränktes Lob.
Puppentheater mit Stabpuppen: Holzfräulein
Eine interessante Variante ergibt das Spiel mit Stabpuppen
Schultheater: Die weiße Frau von der Hollerwiese
Die Schüler der Schönwerth-Realschule in Amberg haben im Rahmen der Amberger Schultheatertage 2010 ein Theaterstück um Schönwerth inszeniert und aufgeführt. [mehr]
Multimediales Schülertheater: Die verwunschene Krähe
Ein Märchen für quasi multimediales Schüler-Theater von Erika Eichenseer eingerichtet. [mehr] [PDF "Die verwunschene Krähe"]
Szenische Führung im Freilandmuseum Neusath-Perschen
Schönwerth geht als Sammler zu den Bauernhöfen. Er befragt die Bauern über ihre Häuser, Tiere, Pflanzen, Märchen, Sagen, Legenden, Schwänke.
Der Bauer fürchtet sich vor den Moosweibln im Heu
Eine Zwergenstadt entsteht aus Naturmaterial
Zwergerlfest im Sinzinger Wald – mit allen Sinnen
Zwerge leben im Wald, nahe an der Natur, sie sind fleißig und kunstfertig. Hier arbeiten und feiern Kinder wie die Zwerge im Schönwerth-Märchenpfad Sinzing und erfahren, was sie aus Zwergengeschichten ablesen können. [Mehr]
Zwerge können auch malen Der Zwergentanz ist im Entstehen
Märchen eignen sich nicht nur zum Erzählen. Die phantastische Kraft, die in ihnen steckt, erreicht jede Kunstgattung, bezaubert die Menschen, die sich darauf einlassen, lädt ein zum Denken und Staunen.
Der Sagenbrunnen in Regenstauf
Seit 1986 besitzt der Ort Regenstauf einen starken Anziehungspunkt, den Sagenbrunnen, der nach wie vor einen künstlerischen Mittelpunkt des hübschen Marktfleckens am Regen darstellt. Er wurde von der Gemeinde Regenstauf im Zuge der Ortssanierung in Auftrag gegeben und ist somit das erste Zeugnis von Schönwerth-Sagen in der Bildenden Kunst.
Der renommierte Künstler Joseph Michael Neustifter aus Eggenfelden hat die bekannten Geschichten in Form eines Baumes in leuchtende Bronze gegossen, und sie laden, vom Lebenselement Wasser umflossen, zum Schauen, Verweilen, Meditieren ein.
Franz Xaver von Schönwerth hat uns die meisten dieser Geschichten aus mündlicher Tradition vermittelt, wie er sie um die Mitte des 19. Jahrhunderts in der Oberpfalz angetroffen hat. Gute Geister wie die Holzfräulein, aber auch abschreckende, strafende Gestalten wie Druden, die Wilde Jagd oder der Bilmesschneider sind hier wunderbar künstlerisch vereint.
Holzfräulein sind gutartige, kleine, meist nackte Gestalten, bekleidet nur mit Baummoos, kommen des Nachts in die Häuser der Menschen und helfen bei alltäglichen Dingen oder beim Kindererziehen. Man darf sie nicht bezahlen, sonst müssen sie gehen. Gejagt werden sie vom Wilden Heer, das sie zerreißen will. Wenn es aber ein Runenkreuz auf einem abgeschlagenen Baumstumpf findet und setzt sich drauf, ist es gerettet. Hier ein strickendes Holzfräulein in einem Baumstrunk.
Der Oherr – Ahnherr, ein bäuerlicher Schwank, in dem ein verbotenerweise geschlachtetes Schwein als kranker Ahnherr ins Bett gelegt wurde, um die Gendarmen zu täuschen. Solche Ortsneckereien gab es fast in allen Orten der Oberpfalz. Hier der Schweinekopf.
Die Drud, der Druderer. Sie kann männlich oder weiblich sein, ist körperlos, kann demnach durch jede Ritze eindringen und drückt schlafende Menschen so, dass sie nicht mehr atmen können oder gar sterben. Hier der Druderer als Gockel.
Kunstwerke im Schönwerth-Märchenpfad in Sinzing
Der Plan der Schönwerth-Gesellschaft, im Wald bei Regensburg einen Märchenpfad aufzubauen, hat regionale Künstler inspiriert, zu den Geschichten Kunstwerke in witterungstauglichen Materialien zu schaffen, die ablesbar, also nicht abstrakt, eine Aufwertung und Weiterführung der Märchen darstellen. Das Experiment ist gelungen. Wanderer bleiben stehen, hören und schauen, Kinder rutschen auf dem Roßzwifl herunter, die Wunschwarze des Zwergenkönigs soll wirklich Wünsche erfüllen, der singende Baum muss unbedingt seine Stimme erheben, und das dumme Weib ist das Lieblingsmärchen schlechthin. [Dokumentationsfilm über Entstehung: "Im Reich des Zwergenkönigs"]
Kunstobjekt: Roßzwifl von Korbinian Huber, Duggendorf
Den Eingang in den Märchenpfad markiert eine Steinplastik. Dargestellt wird der Mistkäfer oder Roßzwifl beim Drehen der Eikugel. Er ist klar erkennbar, aber märchenhaft vergrößert und abgerundet, dass sich die spielenden Kinder nicht verletzen können.
Kunstobjekt: Zwergenkönig von Engelbert Süß, Pfreimd
Der Zwergenkönig hat es nicht geschafft, die Zuneigung des schönen Burgfräuleins zu erringen, auch wenn er ihr sogar seine Krone geschenkt hätte. Die Bronzefigur des „Hankerl“ sitzt als König im Brokatmantel vor seinem Palast mit der leuchtenden Kristallspitze, begrüßt die Gäste und erzählt von seiner unerwiderten Liebe, liebenswürdig, bittend, anrührend.
Architektur: Der Zwergenpalast, Günter Naumann, Regensburg
Es sollte kein Unterstand für Pausen und schlechtes Wetter sein, sondern ein Zwergenpalast, der auch noch eine Kristallspitze bekommen hat. Traurig sitzt der verschmähte Zwergenkönig davor und bietet seine Krone an.
Kunstobjekt: Wilde Jagd von Korbinian Huber, Duggendorf
Hoch über unseren Köpfen hängt die Wilde Jagd, ein langes, klapperndes Wesen aus gehämmertem Kupferblech. An einem herabhängenden Seil kann man ziehen, und die Wilde Jagd beginnt. Flügel schwingen auf und ab, Krallen treten vor und zurück. So wird dieses Wesen lebendig, das keinem Biologiebuch entsprungen ist. Hoch in den Bäumen hängt das mechanische Spielzeug, durch das der Himmel schaut.
Kunstobjekt: Holzfräulein von Alois Achatz, Regenstauf
„Im Wald gibt es das Baum-Moos, das oft acht Schuh lang wird und dann wie ein Seil von einem Baum zum anderen hängt. Dieses Moos wird von den Holzfräulein gesponnen.“ So heißt es im Märchen. Zur Darstellung der Holzweiblein sind viele dünne Seile in den Bäumen fest gemacht, in die spitzenartige Kleider eingewoben sind.
Holzfräulein: Alois Achatz
Installation: Kerbholz von Erika Eichenseer, Regensburg
Neben dem dürren Baum mit z.T. blutigen Kerben ist ein junges Bäumchen herausgewachsen als Zeichen, dass er erlöst ist. Doch der Höydl ist tot. Diese Geschichte ist eine oberpfälzische Variante zu der bekannten Tannhäuser-Legende.
Der Höydlbaum: Installation Erika Eichenseer
Installation: Der rissige Weg von Renate Christin, Sinzing
Der gemarterte Weg erregt das Mitleid der Bäuerin, denn ihre Hände sehen nach dem Waschen auch so aus. Der rissige Weg wird durch mehrere in den Pfad eingelassene Betonplatten dargestellt. Beim Darüber Gehen bemerkt man spürbar die Veränderungen durch Räder und Tritte.
Das dumme Weib 1: Der rissige Weg: Renate Christin
Die nackten Birken von Herta Wimmer-Knorr, Kallmünz
Voller Mitleid mit den frierenden Birken packt die Bäuerin ihr Leinen aus, schneidet es in Streifen und wickelt es um die Stämmchen. Glücklich über die gute Tat, aber mit leeren Händen geht sie wieder nach Hause.
Die Objekte stellen „weibliche“ Birken dar, deren frierende Körper mit weißen Bandagen umwickelt sind.
Das dumme Weib 2: Die nackten Birken: Herta Wimmer-Knorr
Das schwebende Bett von Helmut Wolf, Regensburg
Ein verzogenes schwebendes Bett, eigentlich nur eine aufgehängte Haustür, schwebt über dem „Räuberlager“, einem Kreis von Steinblöcken im Wald. Auf der Tür haben sich zwei arme Leute ein Nachtlager zurechtgemacht. Man sieht ihre Füße und Hände auf der luftigen Liegestatt, die mit Drahteilen fest in den Bäumen verzurrt ist, die aber doch den Bewegungen der Bäume im Wind folgen kann.
Das Räuberlager (Die Tür im Baum): Herbert Wolf
Kunstobjekt: Klangspirale von Heribert Schneider, Nittenau
Ein zentraler Baum im Märchenpfad trägt an Stahlseilen eine Edelstahlspirale, an der 36 Klangstäbe aus Aluminium befestigt sind. Ein kleiner Windhauch genügt, um die Spirale und somit die Stäbe in Bewegung zu bringen. Die Klangstäbe berühren sich, geraten in Schwingung und erzeugen einen feinen, singenden Klang, der sich in das Rascheln der Blätter mischt. Im Sommer ist wegen der Blätter wenig von dieser Installation zu sehen, im Winter wirkt sie wie ein Arrangement von klingenden Eiszapfen.
Teufel von Florian Zeitler, Teublitz
Der schlitzohrige, geprellte Teufel schaut von hoch oben im Baum auf „seinen Wald“ herunter, in dem der Besenbinder Reisig gestohlen hat. In der Hand hält die Gestalt aus Eisenblech die Kugel, ohne die er nicht mehr in die Hölle hätte zurückkehren können. Der schlaue Besenbinder hat also die Wette mit ihm gewonnen. Ein riesiger roter Besen im Baum verkörpert das Handwerk des armen Besenbinders, der dem Teufel ins Gehege gekommen, ihm aber wieder entwischt ist. In dieser Märchenstation werden die Gaben des Waldes gezeigt wie Bauholz, Brennholz, Streu, Schnitzholz, Butzelkühe (= Zapfen), Pilze, Bienenhonig. Man muss schon ein bisschen suchen, bis man alles gefunden hat.
Der Teufel und der Besenbinder:Florian Zeitler
Deichschatten – Norderney-Mystery-Thriller von Daniela Anna Eckstein
Ein ungewöhnliches Buch aus dem fernen Norderney mit einem Märchen, das auch Franz Xaver von Schönwerth aufgeschrieben hat.
Es war sehr dringlich, als mich Monika Fuchs im Juli 2010 aus ihrem Verlag anrief, ob ich nicht die vollständige Fassung des Märchens von „Sonne und Mond“ hätte. Ich suchte, – fand sie in „Sitten und Sagen 2, S. 57 f., und schickte sie gleich los. Am 25.8. kam das fertige Buch bei mir an mit dem Begleitschreiben:
„Sehr geehrte Frau Eichenseer, anbei schicke ich Ihnen als kleines Dankeschön für Ihre große Hilfe ein druckfrisches Exemplar unseres Norderney-Mystery-Thrillers „Deichschatten“, in dem das Oberpfälzer Märchen von der Liebe zwischen Sonne und Mond eine so große Rolle spielt. Das Märchen finden Sie S. 127f. Und Sie selbst werden auf S. 165 erwähnt.“
In dem Buch geht es um eine gebürtige Ambergerin, die es auf die Insel Norderney verschlagen hat. Sie hatte das Märchenbuch ihrer Kindheit mitgenommen und die einzige Geschichte darin ihren Kindern weitergegeben. „Das Leben ist eine Geschichte. Eine einzige, ewige Geschichte. Auch in dem Märchenbuch steht nur eine einzige Geschichte. Nur ein einziges Kapitel. Denn wenn dieses Kapitel zu Ende geht, fängt irgendwo wieder ein ganz neues an... und so ... wird sie nie enden, die Geschichte...“
Und nun das Märchen: --> Sonne und Mond
Schulprojekt: Ein unvollständiges Märchen wird zu Ende geschrieben
Engelbert Süß: Tuschezeichnungen zu vielen Märchen für diverse Ausgaben. Hier: Teufel mit Hirtenhorn in: The Turnip Princess, amerikanische Ausgabe, 2015
Barbara Stefan: Titelbild Prinz Roßzwifl und andere Märchen, 2010
Engelbert Süß: Titelbild La principesa delas remolachas, 2018
(spanische Ausgabe: Die Rübenprinzessin)
Hana Stupica: Titelbild Schönwerthove Pravljice, 2017.
(slowenischen Ausgabe: Die Rübenprinzessin)
Willow Dawson: “The witch’s head”
in: White as Milk, Red as Blood Canada 2018
Peter Engel: Titelbild Das rote Seidenband München 2018
Michael Mathias Prechtl (1926-2003):
Titelbild Der Klappermichl Schauermärchen aus Bayern (2017)
Buchillustration: Kinder malen
Titel des Lese-und Lehrerheftes 2010: Kübra Kücükali / Angelika Suppes, 8M2
"Digital Fairy Tales" sind eine moderne Weiterentwicklung des Geschichtenerzählens. Leo Kuelbs und Sandra Ratkovic hatten den ehrgeizigen Plan, Künstler aus aller Welt mit den alten Märchen aus der Oberpfalz zu konfrontieren. Die beachtlichen neuen Interpretationen in Bild und Ton wurde 2016 an der Brooklyn Bridge in New York uraufgeführt. 2018 erlebte dieses Projekt eine Weiterführung, die von den Kuratoren und Erika Eichenseer einem interessierten Publikum in Regensburg präsentiert wurde. Am 7. April 2022 wird wieder eine Videoart-Projection on Manhattan Bridge, New York, USA, durchgeführt.
[Mehr]
https://www.youtube.com/watch?v=Nw8htFxzeTA
- Schmuckanhänger aus Silberbronze
Der bekannte Bildhauer Joseph Michael Neustifter aus Eggenfelden will die Aufgaben der Schönwerth-Gesellschaft unterstützen und hat deswegen mehrere künstlerisch wertvolle Schmuck-Plaketten bzw. -Anhänger mit unterschiedlichen Sagen- und Märchenmotiven nach Schönwerth geschaffen, die über eine Spendenaktion erworben werden können.
Für eine Spende von 100 € (mit Spendenquittung) ist jeweils eine Plakette zu bestellen bei:
Erika Eichenseer, Am Pfaffensteiner Hang 4, 93059 Regensburg,
Tel. 0941 – 814545 Fax 0941 – 80398 a.e.eichenseer@t-online.de
- Anhänger "Höydl-Taube", 925/°°° Sterlingsilber, Apfel vergoldet
Höhe: ca. 4 cm. Auf Wunsch auch in massivem Gold erhältlich. Kontakt: ">goldschmiede v.d.Recke" service@goldschmiede-recke.de --> Märchen "Der Höydl"
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