Zünftige "Museumskirwa" im Stadtmuseum gefeiert

Lesung von Heimatkundler Georg Schmidbauer mit "Geschichten aus dem Schönwerth-Land"

Pleystein. (tu)

Neben der Gelegenheit, unter anderem die sehenswerte Sonderausstellung „150 Jahre Feuerwehr Pleystein" zu besichtigen, stand am Sonntag im Stadtmuseum die zünftige „Museumskirwa“ von 14 bis 17 Uhr mit im Mittelpunkt, initiiert von Museumsarbeitskreis (MAK). Leiterin Christa Walbrunn und ihre Mitstreiterin Grete Reger konnten im Laufe dieser drei Stunden viele Besucher aus nah und fern willkommen heißen. Die Gäste nutzen die Gelegenheit, die breit gefächerte Palette an Exponaten in den verschiedenen Räumlichkeiten zu besichtigen, angefangen von der Mineraliensammlung über die Holzschnitzereien bis hin zu den landwirtschaftlichen Geräten von einst und den prähistorischen Sehenswürdigkeiten. Das bunt gemischte Publikum wurde von den Akteuren des Museumsarbeitskreises mit Kaffee, mit den von den örtlichen Bäckereien und einigen Bürgerinnen gestifteten leckeren Kirchweihkuchen und mit schmalzigen Kücheln, nach Großmutters Rezept gebacken, bewirtet. Gerne wurde das Angebot wahrgenommen, an den aufgestellten Tischgarnituren Platz zu nehmen und in gemütlicher Runde die Seele baumeln zu lassen.

Um 16 Uhr trat Heimatkundler Georg Schmidbauer im bis auf den letzten Platz besetzten Kultursaal in Aktion, nachdem Altbürgermeister Johann Walbrunn als Präsident der Schönwerth-Gesellschaft einige einführende Hinweise zur Thematik gegeben und über den derzeit entstehenden Schönwerth-Sagen- und Märchenpfad im Zottbachtal informiert hatte. "Gemeint ist mit 'Schönwerth-Land' das Gebiet des östlichen Landkreises Neustadt/WN, besonders die Gemeinden Georgenberg, Pleystein und Waldthurn. Hier hat Schönwerth besonders viel Zeit verbracht und jede Menge an Material zusammengetragen", so Schmidbauer.
Franz-Xaver von Schönwerth sei 1810 in Amberg geboren worden, habe Rechtswissenschaften studiert und sei hoher Beamter im Finanzministerium in München geworden. 1856 habe er Maria Raith aus Neuenhammer geheiratet. Mit ihrer Hilfe habe er unermüdlich Sagen und Märchen, Redensarten und Sprichwörter gesammelt. Er habe die Sitten der Oberpfalz wie Kleidung, Essen, Volksmedizin oder Aberglauben beschrieben. Er habe als der bedeutendste Volkskundler unseres Regierungsbezirks zudem drei Bücher mit dem Titel "Aus der Oberpfalz - Sitten und Sagen" verfasst. 1886 sei er in München gestorben.
"Ich habe zusammen mit Erika Eichenseer aus Regensburg, der Witwe des früheren Bezirksheimatpflegers Adolf Eichenseer, für dieses vom Heimatkundlichen Arbeitskreis Waldthurn herausgegebene Heftchen 'Geschichten aus dem Schönwerth-Land' 30 Geschichten ausgewählt und bearbeitet. Dieser bedeutenden Persönlichkeit der Oberpfalz, die leider lange verkannt und deren Lebenswerk über Jahrzehnte hinweg wenig gewürdigt worden war, ist unter anderem eine Gedenktafel am Hammerschloss in Neuenhammer und ein Gedenkstein in meinem Heimatort, in Oberbernrieth, gewidmet", so der pensionierte Seminarrektor weiter.
Er las einige Geschichten aus dem Büchlein vor, so zum Beispiel "Warum der heilige Petrus eine Glatze hat" und "Wie der heilige Petrus zur Watschn kam", sehr zur Belustigung der aufmerksam lauschenden Zuhörer. Der versierte Rezitator hatte noch weitere Abhandlungen jenes Autors in seinem umfangreichen bodenständigen Literaturprogramm, so von Holzfräulein, vom Teufel, vom unehrlichen Pfleger und vieles mehr. Auch originelle Sprichwörter und Redewendungen durften in seinem Vortrag nicht fehlen.

Viel zu schnell verging für das begeisterte Publikum diese kurzweilige und anschauliche Präsentation einheimischen alten Kulturguts. Mit reichem Beifall wurde Schmidbauer "für diese dargebotene Sternstunde überlieferten Brauchtums", wie Johann Walbrunn sagte, bedankt. Er überreichte an den engagierten Heimatkundler aus der Nachbargemeinde ein Buchgeschenk.

Bild zeigt links Georg Schmidbauer bei seinem Vortrag im Stadtmuseum.
Im Hintergrund Altbürgermeister Johann Walbrunn, Präsident der Schönwerth-Gesellschaft.
Bild: tu